Politik/Ausland

Zwei Drittel der US-Bürger haben schlechte Meinung zu China

Angesichts der Coronavirus-Pandemie haben einer Studie zufolge inzwischen zwei Drittel der US-Bürger ein schlechtes Bild von China - der höchste Wert seit Beginn der Erhebung vor 15 Jahren. In der am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center gaben 66 Prozent der Befragten an, sie hätten eine negative Meinung zu China. Ein positives Bild hatten nur 26 Prozent der Befragten.

Bei Anhängern der Republikaner von US-Präsident Donald Trump sind die Negativmeinungen mit 72 Prozent deutlich häufiger vertreten als bei Anhängern der Demokraten mit 62 Prozent. Das Ansehen Chinas in der US-Bevölkerung hat sich seit Trumps Amtsantritt Anfang 2017 massiv verschlechtert. Der Anteil der Befragten mit einer negativen Meinung über das Land stieg seitdem um fast 20 Punkte.

Massive Stimmungsmache durch Trump

Trump hat einen Handelsstreit mit China losgetreten und hohe Strafzölle gegen das Land erhoben. In der Coronavirus-Krise hat sich der Konflikt zwischen beiden Staaten verschärft: Trump kritisierte die chinesische Regierung in den vergangenen Wochen wiederholt wegen ihres Umgangs mit dem Coronavirus. Zwischenzeitlich sprach er vom "chinesischen Virus", weil das neuartige Coronavirus erstmals in der chinesischen Großstadt Wuhan aufgetaucht war. Washington wirft Peking mangelnde Transparenz zu Beginn der Krise vor.

Studienautorin: Präsident macht Südenbock-Politik

Kritiker beschuldigen den US-Präsidenten, damit von eigenen Versäumnissen in der Pandemie ablenken zu wollen und China im Wahljahr 2020 zum Sündenbock zu machen. "Die Vereinigten Staaten suchen sich in Wahlzeiten oft internationale Prügelknaben", sagte Pew-Studienautorin Laura Miller am Dienstag. "Und wenn China das wird, dürften die negativen Meinungen zu dem Land weiter anwachsen."

Das Trump-Lager nutzt die Vorwürfe gegen China bereits für Angriffe gegen Trumps designierten Präsidentschaftsherausforderer Joe Biden von den oppositionellen Demokraten. In einem Wahlwerbespot wird dem früheren Vizepräsidenten eine zu große Nähe zu Peking vorgeworfen. Bidens Wahlkampfteam hat zurückgeschlagen und lobende Äußerungen Trumps über China und dessen Präsidenten Xi Jinping noch Wochen nach Beginn der Krise hervorgehoben.

Trump und der noch nicht offiziell nominierte Biden werden bei der Präsidentschaftswahl am 3. November gegeneinander antreten. Für die Pew-Umfrage zu China wurden von Anfang bis Ende März 1.000 erwachsene US-Bürger befragt.