Politik/Ausland

Mutmaßlicher Berlin-Attentäter in Mailand erschossen

Der nach dem Berliner Terroranschlag europaweit gesuchte Tunesier Anis Amri ist tot. Das bestätigte der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitag. Der Tote sei zweifelsfrei identifiziert.

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Amri ist der Polizei bei einer normalen Kontrolle in Mailand ins Netz gegangen. Amri sei zu Fuß unterwegs gewesen und aufgefordert worden, seine Ausweispapiere zu zeigen, er habe daraufhin eine Waffe gezogen und geschossen. Beim folgenden Schusswechsel wurde er von der Polizei erschossen, sagte Minniti. Ein Polizist wurde verletzt.

Die Ermittlungen nach dem Tod des mutmaßlichen Berlin-Attentäters laufen unterdessen weiter auf Hochtouren weiter. Unter anderem muss geklärt werden, ob Amri mögliche Komplizen hatte. "Wenn es weitere Schuldige oder Helfershelfer gibt, werden wir sie zur Rechenschaft ziehen", sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Freitag. Die Bedrohung für Deutschland habe sich nach Amris Tod nicht verändert: "Sie bleibt hoch", sagte Innenminister Thomas de Maiziere.

Die von den Sicherheitsbehörden hochgefahrenen Maßnahmen blieben daher auch zunächst unverändert bestehen, so De Maiziere weiter. Berlins Innensenator Andreas Geisel sagte, Amris Tod "bedeutet nicht, dass wir die Fahndungsmaßnahmen aufheben werden". So müsse zum Beispiel geklärt werden, ob der Attentäter Komplizen hatte. "Der Sachverhalt wird weiter aufgeklärt."

IS-Video zeigt Amri

Amri stand offenbar in direktem Kontakt mit der Terrororganisation "Islamischer Staat". Das IS-Sprachrohr Amak veröffentlichte am Freitag ein Video, in dem der Tunesier dem IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue schwört und erklärt, er wolle Märtyrer werden. Außerdem ruft er andere IS-Sympathisanten zu weiteren Angriffen auf. Die Echtheit der Aufnahme wird aber nicht unabhängig bestätigt.

Spur führt nach Berlin-Moabit

Bei den Ermittlungen führt einem Medienbericht zufolge eine Spur zu einer Moschee in Berlin-Moabit, die bei den Sicherheitsbehörden als Salafistentreffpunkt gilt. Laut dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) soll Amri wenige Stunden nach dem Lkw-Anschlag vor dem Gebäude des Moscheevereins "Fussilet 33" gefilmt worden sein. Dessen Vorsitzendem und einem Mitangeklagten wird seit Jänner der Prozess gemacht. Die Anklage wirft den beiden Männern vor, von Mitte 2013 bis Ende 2014 die syrische Dschihadistengruppe Dschunud al-Scham finanziell, technisch und organisatorisch unterstützt zu haben.

Warnung aus Marokko

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur und der Tageszeitung Die Welt hatten marokkanische Sicherheitsbehörden die deutschen Kollegen im September und Oktober vor Amri gewarnt. Konkret sei es um die Gesinnung Amris gegangen und seine Bereitschaft, einen Terroranschlag durchzuführen. Marokkanische Sicherheitskreise bestätigten, dass es von ihrer Seite zwei Warnungen gegeben habe. De Maiziere sagte am Freitag dazu: "Ich kann darüber keine Aussage machen." Der Innenminister fügte hinzu, es gebe "sehr viele Gerüchte in diesem Fall.

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