Politik/Ausland

Tod von Hamas-Chef: "Er wurde eliminiert, als er voller Angst weglief"

Nach der Tötung von Hamas-Chef Yahya al-Sinwar haben viele Israelis den Tod des Drahtziehers des Massakers vom 7. Oktober 2023 gefeiert. In einem Wohnkomplex der Stadt Ashdod reagierten die Menschen mit Klatschen und Pfeifen auf die Kunde von Sinwars Tod, eine andere Videoaufnahme zeigte jubelnde Badegäste nach einer Lautsprecherdurchsage am Strand.

Angehörige der 101 bis heute im Gazastreifen verbliebenen Geiseln begrüßten die Tötung des Hamas-Chefs, forderten aber auch weitere Bemühungen, um ihre Familienmitglieder heimzuholen. "Wir haben die Rechnung mit dem Massenmörder Sinwar beglichen, aber es wird keinen totalen Sieg geben, wenn wir ihre Leben nicht retten und sie nicht nach Hause holen", zitierte die Zeitung Jerusalem Post eine Sprecherin der Geisel-Angehörigen.

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Drohne zeigt Sinwar

Israels Streitkräfte haben nach der Tötung Sinwars zudem ein Video veröffentlicht, dass die letzten Momente im Leben von Yahya al-Sinwar zeigen soll. Auf den von einer Drohne gefilmten Aufnahmen ist ein vermummter und in Staub gehüllter Mann zu sehen, der in einem ausgebombten Gebäude auf einem Fauteuil sitzt. Als sich die Drohne nähert, wirft er einen Stock auf das ferngesteuerte Fluggerät.

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Das israelische Militär identifizierte den Mann in dem Video als Sinwar. Wenig später wurde Sinwar nach Angaben der israelischen Streitkräften in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen getötet - wobei das Militär zu diesem Zeitpunkt anscheinend noch nicht wusste, dass der Hamas-Chef nach monatelanger Suche zur Strecke gebracht worden war. 

Panzer feuerte Granate ab

Nachdem Soldaten ihn und zwei weitere Bewaffnete geortet hatten, feuerte ein Panzer eine Granate in das Gebäude, wie die Zeitung "The Times of Israel" berichtete. Erst später soll den Soldaten die Ähnlichkeit eines der Toten mit dem Hamas-Chef aufgefallen sein. Israelische Medien veröffentlichten Fotos von einer Leiche, die in Trümmern liegt und unter anderem schwerste Kopfverletzungen aufweist. Sinwars Identität wurde nach israelischen Angaben anhand von Zahnproben und Fingerabdrücken festgestellt. Militärsprecher Daniel Hagari bestätigte den Tod des Hamas-Chefs schließlich am Donnerstagabend.

Der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz geben sich nach dem Tod des Hamas-Führers Yahya Sinwar kämpferisch.
Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen (UNO) teilte mit einem Post im Kurznachrichtendienst X mit, dass nach dem Tod Sinwars "der Geist des Widerstands gestärkt werden wird". Die Hisbollah-Miliz kündigte ihrerseits eine neue Phase im Krieg mit Israel an.

Netanyahu: "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges

In einer Erklärung teilte die Hisbollah mit, es handle sich um eine eskalierende Phase in der Konfrontation mit Israel. Die militärischen Verluste Israels hätten sich seit Beginn des Bodenkriegs im Libanon am 1. Oktober auf 55 Tote und mehr als 500 verwundete Soldaten und Offiziere belaufen.

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Der israelische Regierungschefs Benjamin Netanyahu dagegen sprach vom "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges. Netanyahu bekräftigte, die Hamas werde nicht mehr herrschen."Dies ist der Beginn des Tags nach Hamas und eine Gelegenheit für euch, Einwohner des Gazastreifens, euch von ihrer Unterdrückungsherrschaft zu befreien", sagte Netanyahu in einer Videobotschaft: "Sinwar hat euer Leben zerstört. Er hat euch erzählt, er sei ein Löwe, aber in Wirklichkeit hat er sich in einer dunklen Höhle versteckt - und er wurde eliminiert, als er voller Angst vor unseren Soldaten weglief."

Biden: "Ein guter Tag für Israel

An die Geiselnehmer im Gazastreifen gewandt sagte der Regierungschef: "Wer seine Waffen niederlegt und die Geiseln zurückgibt - dem werden wir es ermöglichen, herauszukommen und zu überleben." Gleichzeitig drohte er, man werde mit jedem "die Rechnung begleichen", der den Geiseln Schaden zufüge.

US-Präsident Joe Biden sprach ebenfalls von einem "guten Tag" für die Welt. "DNA-Tests haben nun bestätigt, dass Sinwar tot ist. Dies ist ein guter Tag für Israel, für die Vereinigten Staaten und für die Welt", hieß es in einer vom Weißen Haus veröffentlichten Stellungnahme Bidens. US-Geheimdienste hätten das israelische Militär dabei unterstützt, Sinwar und andere Hamas-Anführer ausfindig zu machen, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die Hamas sei jetzt nicht mehr in der Lage, ein weiteres Massaker wie am 7. Oktober zu verüben.

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Israels Militär hatte Sinwar bei einem Einsatz in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen getötet. Seit Beginn des Gaza-Kriegs stand er ganz oben auf Israels Abschussliste. Über weite Strecken dürfte sich Sinwar in dem hunderte Kilometer langen Tunnelnetz unter dem Gazastreifen versteckt haben. Der 61-jährige Terrorist gehörte zur Gründergeneration der Hamas und gilt als Chefplaner hinter dem Angriff auf Israel vor rund einem Jahr, bei dem mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden.