Nach Tod von Oppositionellem: Proteste in Venezuela
Von Raphael Bossniak
„Der Festgenommene sollte zu Gericht gebracht werden und befand sich in einem Wartezimmer, als er sich aus dem Fenster in die Tiefe stürzte und dabei ums Leben kam.“ So schilderte der Innenminister Venezuelas, Nestor Reverol, die Todesumstände von Fernando Alban. Dieser war Stadtrat in Caracas für die liberale Oppositionspartei "Primero Justicia" ("Gerechtigkeit zuerst"). Am Samstag wurde er festgenommen: Alban wird vorgeworfen, an einem versuchten Attentat gegen Präsident Maduro beteiligt gewesen zu sein.
Anfang August waren während einer Militärparade zwei mit Sprengstoff beladene Drohnen explodiert. Der Präsident selbst blieb unversehrt. Sieben Soldaten wurden verletzt. Die Führung in Caracas bezichtigte sowohl Kolumbien, wie auch oppositionelle Gruppen, hinter dem Anschlag zu stehen.
Die Opposition zweifelt an der offiziellen Suizidversion. „Die Kampfgenossen und Freunde von Fernando Alban wissen, dass er ein starker Mann mit ausgeprägten christlichen Werten war“, schrieb seine Partei Primero Justicia auf Twitter. „Wir machen Nicolas Maduro und sein Folter-Regime dafür verantwortlich, was geschehen ist.“
Proteste in Caracas
Zweifel an der Version, nach der Fernando Alban den Freitod gewählt hat, wurden auch genährt durch widersprüchliche Aussagen der Behörden. Innenminister Reverol behauptete, der Oppositionelle habe sich im Warteraum des Geheimdienstgebäudes befunden, bevor er sich aus dem Fenster im zehnten Stock stürzte. Der Staatsanwalt Tareq Saad hingegen, sagte dem Staatssender VTV, Alban habe vor seinem Tod gebeten, auf ein Klo gehen zu können.
Am Montag sammelten sich Demonstranten vor dem Geheimdienstgebäude in Caracas und forderten Gerechtigkeit für Fernando Alban.
Das sozialistische Regime in Venezuela hat zurzeit mit einer schweren Wirtschaftskrise zu kämpfen. Die Währung (venezolanischer Bolivar) des von Ölexporten abhängigen Landes hat in den vergangenen Monaten stark an Wert verloren. Die Opposition wirft der Regierung um Staatspräsident Nicolás Maduro schon länger einen autoritären Führungsstil und die Missachtung von Bürgerrechten vor.