Politik/Ausland

London: Acht Festgenommene planten weiteren Terrorakt

Am Jahrestag der Anschläge von Brüssel sind bei einem Angriff in London vor dem britischen Parlament und auf der Westminister Brücke drei Menschen vom Attentäter getötet worden. Die Polizei erklärte, sie gehe bis auf weiteres von einem terroristischen Vorfall aus. Unter den Toten seien ein Polizist, auch der mutmaßliche Angreifer sei tot (insgesamt damit vier), sagte Terrorabwehrchef Mark Rowley. 29 Menschen seien schwer verletzt, sieben davon schwer. Zwischenzeitlich war sogar von rund 40 Verletzten und fünf Toten die Rede.

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Der Täter: Bei dem Attentäter von London handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood. Scotland Yard bestätigte am Donnerstag auch, dass er in Großbritannien geboren wurde, er soll zuletzt in den West Midlands gelebt haben. Er sei unter einer Anzahl von Aliasnamen bekannt gewesen.

Masood sei in der Vergangenheit mit Gewaltdelikten und unerlaubtem Waffenbesitz in Erscheinung getreten, hieß es in einer Mitteilung weiter. Eine Verurteilung wegen terroristischer Aktivitäten habe es nicht gegeben. "Seine erste Verurteilung war 1983 wegen Sachbeschädigung, die letzte 2013 wegen unerlaubten Besitzes eines Messers", hieß es in der Mitteilung der Polizei.

Scotland Yard hatte zuvor von einem Einzeltäter gesprochen, der "vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde".

Der Hintergrund: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beansprucht den Anschlag für sich. Ein "Soldat" des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak. Der Angreifer sei damit Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der "internationalen Koalition" anzugreifen. Damit ist die Anti-IS-Koalition unter Führung der USA gemeint, der unter anderem Großbritannien, Frankreich und Deutschland angehören. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht überprüfen. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle verbreitet. Der Terrorismusforscher Peter Neumann geht davon aus, dass das Bekennerschreiben des IS echt ist. Doch sei es eine andere Frage, welche Art von Verbindung existierte, sagte der Experte der Deutschen-Presse-Agentur. Neumann leitet das internationale Zentrum zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am King's College in London und berät auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Sachen Deradikalisierung von Islamisten.

Die Tat: Nach Angaben der Polizei raste der Täter mit einem Auto in Passanten auf der Westminster-Brücke. Er fuhr wenige hundert Meter weiter und krachte mit dem grauen Hyundai i40 in den Zaun des Parlamentsgebäudes. Danach sprang er aus dem Wagen und lief nach Medienberichten mit zwei Messern bewaffnet auf das Gelände des Parlaments. Dort stach er einen unbewaffneten Polizisten nieder. Anschließend wurde er von einem anderen Beamten erschossen.

Die Toten: Es gab neben dem Angreifer mindestens drei Tote. Die Polizei korrigierte diesbezüglich ihre Angaben. Zwischenzeitlich war von vier Todesopfern die Rede gewesen. Die Toten auf der Westminster-Brücke sind ein etwa 50-jähriger Tourist aus den USA und eine 43-jährige Britin mit spanischen Wurzeln. Der getötete Polizist war ein 48-jähriger Beamter. Laut Scotland Yard war er "Ehemann und Vater".

Die Verletzten: Mindestens 40 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, einige trugen "katastrophale Verletzungen" davon. Am Morgen befanden sich laut Scotland Yard sieben im kritischen Zustand. Auch eine Deutsche ist den Angaben zufolge unter den Verletzten. Die Verletzten stammen aus insgesamt mindestens elf Ländern. Verletzt wurden unter anderem drei französische Schüler, zwei rumänische, zwei griechische und vier südkoreanische Staatsbürger sowie ein Pole, ein Italiener, ein Amerikaner, ein Chinese und ein Ire. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten.

Die Ermittlungen: Die Polizei nahm Terrorermittlungen auf. In Zusammenhang mit dem Anschlag sind nach Angaben von Scotland Yard acht Menschen festgenommen worden. Zuvor seien sechs Wohnungen in London, Birmingham und anderen Orten durchsucht worden. Nach Angaben der Polizei waren am Tag nach der Attacke zusätzliche Beamte in London unterwegs, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten.

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