Politik/Ausland

Leere Tankstellen in Großbritannien: Versorgungskrise spitzt sich zu

In Großbritannien geht der Sprit aus. 50 bis 90 Prozent der Tankstellen seien leer, teilte der
Branchenverband Petrol Retailers Association am Montag mit, der unabhängige Tankstellenbetreiber vertritt. Panikkäufe hatten die Versorgung mit Benzin verschärft.

Brexit-Folgen

Hintergrund ist ein Mangel an Lkw-Fahrern nicht zuletzt aufgrund des Brexit, der zu
Verzögerungen und Unterbrechungen der Lieferketten geführt hat. Noch am Sonntag hatten sich lange Schlange an den Zapfsäulen
gebildet, obwohl viele Tankstellen, die noch geöffnet und Benzin hatten, die Abgabe rationierten. Aufrufe der Regierung,
Hamsterkäufe seien nicht nötig, wurden ignoriert. Die Lage sei ernst, sagte Verbandschef Brian Madderson im Sender Sky.Schätzungen zufolge fehlen der britischen Transportbranche derzeit rund 100.000 Lkw-Fahrer. Viele waren nach dem Brexit auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt. Zudem behinderte die Corona-Pandemie Ausbildung und Prüfungen neuer Fahrer.

Soldaten als Lkw-Fahrer

Um die Probleme zu bekämpfen, will die Regierung unter anderem Arbeitsvisa für bis zu 5.000 ausländische Lastwagenfahrer ausstellen. Verbandschef Madderson kritisierte, das Regierungsvorhaben greife zu kurz. Premierminister Boris Johnson hatte sich gegen Visa-Ausnahmen lange gesträubt, denn ein Ziel des Brexits war, die Freizügigkeit zu beenden. Mit einem Maßnahmenpaket will die Regierung nun zudem Zehntausende Fahrprüfungen zusätzlich pro Jahr ermöglichen. Außerdem sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Wie die Zeitung „The Times“ berichtete, sollen kurzfristig Soldaten als Lastwagenfahrer einspringen. Es könne allerdings noch eine Woche dauern, bis sie einsatzbereit sind.