Politik/Ausland

London: Ukraine startet Gegenangriff in Sjewjerodonezk

Tag 102 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine:

Der Osten der Ukraine bleibt hart umkämpft. In den vergangenen Wochen forcierte die russische Armee ihre Offensive im Donbass. In der dortigen Region Luhansk ist vor allem die Industriestadt Sjewjerodonezk hart umkämpft. Es ist Russland bisher nicht gelungen, die beiden Regionen Luhansk und Donezk, die den Donbass bilden, vollständig einzunehmen.

Sollte das russische Militär Sjewjerodonezk und seine Zwillingsstadt Lyssytschansk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskji Donez einnehmen, hätte es die Region Luhansk vollständig unter Kontrolle. Der russische Präsident Wladimir Putin hätte damit ein wichtiges Ziel erreicht.

London: Ukraine startet Gegenangriff in Sjewjerodonezk

In Sjewjerodonezk haben die ukrainischen Truppen nach britischen Angaben in den vergangenen 24 Stunden nun einen Gegenangriff unternommen. Dieser Schritt werde vermutlich die operative Dynamik der russischen Streitkräfte schwächen, die sie zuvor durch die Konzentration von Kampfeinheiten und Feuerkraft gewonnen hätten, teilt das Verteidigungsministerium auf Twitter mit und zitiert aus dem regelmäßigen Geheimdienstbericht.

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Russische Truppen sollen Ostteil der Stadt kontrollieren

Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gaidai, erklärte am Sonntag, der Sturm der russischen Einheiten auf Sjewjerodonezk halte an. Das russische Militär kontrolliere den Ostteil der Stadt. Bei den Angriffen am Samstag seien Teile der Asot-Chemiefabrik beschädigt worden.

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Der Bürgermeister der Stadt, Olexandr Strjuk, hatte zuvor im Fernsehen gesagt, die Straßenkämpfe seien am Samstag weitergegangen. Beide Seiten hätten Artillerie eingesetzt. "Die Lage ist angespannt, schwierig. ... Unser Militär tut alles, was es kann, um den Feind aus der Stadt zu vertreiben." Allerdings mangele es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten.

Scharfe Kritik an Macron

Auf der diplomatischen Seite rief der französische Präsident Emmanuel Macron scharfe Kritik der Ukraine mit seiner Äußerung hervor, Russland dürfe in Hinblick auf eine Verhandlungslösung nach Ende der Kämpfe nicht gedemütigt werden.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij erklärte dazu in der Nacht auf Sonntag: "Die schrecklichen Folgen dieses Krieges können jederzeit beendet werden ... wenn eine Person in Moskau schlicht den Befehl dazu gibt." Er bezog sich damit auf Putin und fügte hinzu: "Und die Tatsache, dass es noch immer keinen solchen Befehl gibt, ist offensichtlich eine Demütigung für die Welt."

Putin droht mit weiterer Eskalation

Der russische Präsident Wladimir Putin droht der Nachrichtenagentur TASS zufolge indes mit dem Angriff auf neue Ziele, sollten die USA damit beginnen, die Ukraine mit Langstreckenraketen zu versorgen. Würden solche Raketen geliefert, "werden wir die Ziele angreifen, die wir noch nicht getroffen haben", wurde der Präsident aus einen Interview des staatlichen Fernsehsenders Rossija-1 am Samstag zitiert.

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Explosionen in Kiew

Das russische Militär bestätigte am Sonntag in seinem Lagebericht zum Krieg gegen die Ukraine die Raketenangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Zerstört worden seien am Rande Kiews von osteuropäischen Ländern gelieferte Panzer vom Typ T-72 und andere Militärtechnik. Sie seien in einem Werk für die Reparatur von Eisenbahnwaggons untergebracht gewesen, behauptete der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Kiews Bahnchef Olexander Kamyschin wies das zurück: Es habe keine Panzer dort gegeben. Nach seinen Angaben schlugen dort vier Raketen ein.

Zuvor hatten Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko und der ukrainische Generalstab von mehreren Raketenschlägen berichtet. Nach Angaben von Klitschko musste ein Verletzter im Krankenhaus behandelt werden. Nach Darstellung des ukrainischen Generalstabs wurden die Raketen von Bombern über dem Kaspischen Meer abgefeuert.

Selenskij fordert Rauswurf Russlands aus der Unesco

Angesichts der massenhaften Vernichtung von kulturellem Erbe durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine fordert Selenskij mit Nachdruck den Ausschluss Moskaus aus der UNESCO. "Die UNESCO ist kein Platz für Barbaren", sagte er in seiner Videoansprache am Samstag in Kiew. Die russischen Truppen würden massenhaft Kulturdenkmäler, Kirchen und andere religiösen Stätten zerstören. Das sei Grund genug, das Land aus der Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen auszuschließen, sagte er.

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