Koran-Verbrennungen: Schweden und Dänemark sind alarmiert
Von Jens Mattern
„Wir befinden uns in der gefährlichsten sicherheitspolitischen Lage seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson. Durch die Koran-Verbrennungen, die in Schweden als Demonstration genehmigt sind, sei das Land zu einem möglichen Ziel islamistischer Attacken geworden.
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Am Montag verbrannten zwei Exil-Iraker vor dem Nationalparlament in Stockholm erneut einen Koran. Schwedens Mitte-rechts-Regierung scheint im Alarmzustand und will Koran-Verbrennungen verbieten. Auch Dänemarks Außenminister Lars Lökke Rasmussen kündigte an, die Verbrennungen vor Botschaften zu verbieten. „Einzelne Personen gefährden Dänemarks Sicherheit“ sagte er am Montag.
Auch in seinem Land kam es in letzter Zeit zu derartigen Vorfällen, dahinter steckte u. a. die rechtsextreme Gruppe „Dänische Patrioten“, die sich laut Eigenaussagen für „Meinungsfreiheit“ einsetzen. In dem Königreich wurde 2017 ein sogenannter Blasphemie-Paragraf abgeschafft, der zuvor das Beleidigen von Religionen unter Strafe gestellt hatte. Rasmussen und sein schwedischer Amtskollege Tobias Billström verurteilten die Verbrennungen und waren im Kontakt mit der „Organisation für Islamische Zusammenarbeit“. Diese will bei einem Außenministertreffen Maßnahmen gegen die beiden Länder beschließen.
Die Akteure
Doch wer steckt hinter dem ganzen Ärger? In Schweden wie in Dänemark wirkte der rechtsextreme Politiker Rasmus Paludan mit Koran-Verbrennungen, er hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Die letzten drei Koran-Schändungen in Schweden verantwortete der Exil-Iraker Salwan Momika. Sowohl Momika wie Paludan stehen in Kontakt mit dem rechten schwedischen Journalisten Chang Frick, der bereits für russische Medien gearbeitet hat.
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Schwedische Regierungspolitiker deuteten einen möglichen russischen Einfluss auf die Verbrennungen an. Russland wolle Schwedens NATO-Mitgliedschaft, die das Land 2022 beantragt hat, verhindern. Auch aufgrund der Koran-Verbrennungen wollte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Antrag lange nicht ratifizieren, willigte jedoch vor drei Wochen ein. Durch den Druck der islamischen Welt könnte der bekennende Muslim seine Meinung noch ändern. J. Mattern