Klimawandel: Grönland verlor eine Million Tonnen Eis - jede Minute
Der Grönländische Eisschild hat im vergangenen Jahr einen Rekordverlust an Masse verzeichnet. Eine Million Tonnen Eis ging verloren - und das jede Minute.Zu diesem erschreckenden Ergebnis kamen Wissenschafter durch die Auswertungen von Satellitenbeobachtungen und Modelldaten, wie das Alfred-Wegener-Institut am Donnerstag in Bremerhaven mitteilte.
Die Gesamtmassenverluste fielen mit 532 Milliarden Tonnen höher aus als im bisherigen Rekordjahr 2012: damals gingen 464 Milliarden Tonnen Eis verloren. „Nach zwei Jahren Atempause sind 2019 die Massenverluste wieder stark angestiegen und übertreffen alle Jahresverluste seit 1948, wahrscheinlich sogar seit über 100 Jahren“, sagte der Forscher Ingo Sasgen.
Die Massenbilanz eines Jahres ergibt sich den Angaben zufolge aus der Differenz zwischen Eiszunahme durch Schneefall und Eisverlusten durch Schmelzen und Eisaustoß am Rande des Eisschilds.
„2019 war der Schneefall geringer als im langjährigen Mittel - auch das hat zu dem Rekordwert beigetragen“, erklärte Marco Tedesco von der Columbia University.
Dazu kommt die Gewissheit: Die Eisschmelze in Grönland lässt sich nicht mehr aufhalten - selbst, wenn der Klimawandel nun gestoppt würde. Wie Forscher nun herausfanden, schmelzen die Gletscher dort selbst im Winter weiter. Damit könnte das Grönlandeis einen Kipppunkt passiert haben.
Grönland ist eine Schlüsselregion für das Klima und den globalen Meeresspiegelanstieg. Dieses zweitgrößte Eisreservoir des Planeten taut rasant und lässt enorme Mengen an Schmelzwasser ins Meer fließen.Im Sommer des Vorjahre kam es zu einer Rekordschmelze, die den Meeresspiegel innerhalb von nur zwei Monaten um 2,2 Millimeter ansteigen ließ. Auch die Fronten vieler grönländischer Küstengletscher ziehen sich immer schneller zurück.