Japan vergreist und schrumpft: Kyoto greift jetzt zu Notmaßnahmen
In Japan nennt man es "akiya": das Phänomen leer stehender Häuser oder Wohnungen, deren Bewohner gestorben sind. Ob die einstigen Insassen keine Famiie hatten oder ob sich die Nachkommen um die verlassene Wohnung einfach nicht kümmerrn wollen - die schnell wachsende Zahl der verlassenen Wohnbereiche stellt in Japan mittlerweile in massives Problem dar.
In den nächsten zwei Jahrzehnten könnte die Zahl der leeren Häuser oder Wohnungen bereits auf bis zu 20 Millionen steigen.
Denn kaum eine Bevölkerung auf der Welt schrumpft schneller als die japanische.Jeden Tag gibt es im Inselreich 1.500 Menschen weniger. Die ohnehin niedrige Geburtenrate und die extrem strenge Einwanderungspolitik in Japan machen das Schrumpfen der Bevöllerung nicht wett. Allein im Vorjahr sank die Einwohnerzahl um 630.000 Menschen auf nunmehr rund 125 Millionen.
In den kommenden 50 Jahren wird Japan ein Drittel seiner Bevölkerung verlieren, schätzt das Gesundheits- und Sozialministerium in Tokio. Laut jüngsten Prognosen werde die Bevölkerungszahl auf 87 Millionen im Jahr 2060 sinken. Und auch die Vergreisung schreitet voran: Der Anteil der über 65 Jahre alten Japaner an der Gesamtbevölkerung wird sich bis dahin auf 40 Prozent fast verdoppeln.
Die alte Kaiserstadt Kyoto greift nun als erste Stadt in Japan zu einer Notmaßnahme, um zumindest das Problem mit den "akiya" in den Griff zu bekommen. An die 15.000 Wohnungen und Häuser stehen hier nach dem Tod ihrer früheren Bewohner leer. Deren Nachkommen müssen nun für die leeren Wohnbereiche saftige Steuern zahlen.
Das soll die Erben dazu animieren, die Wohnbereiche zu sanieren, zu vermieten oder zu verkaufen. Verhindert werden soll jedenfalls, dass ganze Wohnviertel dem Verfall preisgegeben werden.
Erst braucht die Stadt noch die Erlaubnis des japanischen Finanzministeriums. Doch sollte sich das Steuerbeispiel in Kyoto bewähren, werden bald viele Stadt Japans nachziehen.