Politik/Ausland

Biden: "Israel beginnt, an Unterstützung zu verlieren"

Israel und die USA sind sich nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nicht einig darüber, wie die Zukunft des Gazastreifens nach Ende des Kriegs aussehen soll. "Gaza wird weder Hamastan noch Fatahstan sein", sagte Netanjahu am Dienstag nach Angaben seines Büros.

Die USA wollen, dass die im Westjordanland regierende und von der Palästinenserorganisation Fatah dominierte Palästinensische Autonomiebehörde (PA) wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. Israel ist dagegen. Die Hamas hatte die PA 2007 gewaltsam aus dem Küstenstreifen vertrieben.

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Netanjahu hoffe auf eine Einigung zwischen Israel und den USA für den "Tag nach der Hamas". Israels Regierungschef will demnach aber nicht zulassen, dass im Gazastreifen künftig Kräfte herrschen, die den Terrorismus unterstützen. Einige Vertreter der Fatah-Partei hatten Verständnis für das Hamas-Massaker am 7. Oktober in Israel geäußert. Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Shtayyeh sagte zudem kürzlich in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg, in dem von ihm bevorzugten Szenario werde die Hamas nach Ende des Kriegs Juniorpartner der PA im Gazastreifen.

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Netanjahu betonte, US-Präsident Joe Biden unterstütze dennoch die Bodenoffensive im Gazastreifen. Beide hätten einen "intensiven Dialog" geführt. Die USA unterstützen demnach auch Israels Widerstand gegen den internationalen Druck, den Krieg zu beenden. Die UN-Vollversammlung wollte am Dienstagabend über die Forderung nach einem Waffenstillstand abstimmen. Am Freitag war ein Resolutionsentwurf für einen sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Krieg im Weltsicherheitsrat gescheitert. Die USA legte ihr Veto ein.

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Biden mahnt zu Veränderung

Biden mahnte unterdessen Netanjahu zu Veränderung an. "Ich denke, er muss sich ändern, und mit dieser Regierung, dieser Regierung in Israel, wird es ihm sehr schwer gemacht, sich zu bewegen", sagte Biden bei einer Wahlkampfveranstaltung in Washington laut mitreisender Presse. Die Regierung Netanjahus sei die "konservativste Regierung in der Geschichte Israels". Sie wolle keine Zweistaatenlösung.

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Israel beginne, wegen seiner "wahllosen Bombardierung" des Gebiets in der ganzen Welt an Unterstützung zu verlieren, sagte Biden. Netanjahu müsse die israelische Regierung stärken und verändern, um eine langfristige Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt zu finden.

Auch eine Zweistaatenlösung wird laut Biden durch Netanjahus aktuelle Regierungskoalition verhindert. "Ich denke, er muss sich ändern“, sagte Biden in Richtung Netanjahus. Die Äußerungen des US-Präsidenten sind die bislang kritischsten von Biden zu Netanjahus Strategie im Gazastreifen. 

Noch 138 Geiseln in Gaza

Israels Militär hat nach eigenen Angaben am Dienstag die Leichen zwei weiterer aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Menschen geborgen. Ihre toten Körper seien nach Israel zurückgebracht und dort identifiziert worden, teilte die Armee am Dienstag mit. Demnach handelt es sich um eine 27 Jahre alte Frau, die beim Hamas-Massaker auf dem Supernova-Festival entführt wurde sowie einen 36 Jahre alten Offizier der israelischen Armee. Auch er wurde demnach am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt.

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Die Familien der beiden seien am Dienstag informiert worden. Zur Todesursache machte die Armee in beiden Fällen zunächst keine Angaben.

Bei den Einsätzen, die zur Bergung der Leichen geführt hätten, sei auch der Sohn von Ex-Generalstabschef Gadi Eisenkot getötet worden. Eisenkot gehört Israels Kriegskabinett an. Israels Armee hatte den Tod seines 25-Jährigen Sohns in der vergangenen Woche publik gemacht.

Die Armee gab die Zahl der noch im Gazastreifen festgehaltenen Menschen zuletzt mit 138 an. Unklar ist, ob die seitdem für tot erklärten Geiseln dazu zählen.