Politik/Ausland

Ringen um neuen Geiseldeal zwischen Israel und Hamas

Der israelische Präsident Isaac Herzog hat Bereitschaft seines Landes erkennen lassen, sich auf eine weitere Feuerpause im Gazastreifen einzulassen. "Israel ist zu einer weiteren humanitären Pause und zu zusätzlicher humanitärer Hilfe bereit, um die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen", sagte Israels Präsident nach Angaben seines Büros bei einer Versammlung von Botschaftern. 

Seitdem verdichten sich Medienberichte, dass es bald einen neuen Geiseldeal geben könnte. Herzog stellte in Aussicht, im Gegenzug wieder Palästinenser aus israelischer Haft freizulassen sowie die Zahl der täglich nach Gaza gelangenden Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern zu erhöhen. Der Präsident forderte die Botschafter der Länder, die Israel unterstützten, auf, ihre Regierungen zu drängen, sich stärker an Katar zu wenden, um Einfluss auf die sofortige Freilassung der Geiseln zu nehmen.

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Israelischen Angaben zufolge befinden sich nach wie vor 129 Geiseln in Gaza  sowohl aus Israel als auch aus anderen Ländern, vor allem landwirtschaftliche Arbeiter aus Thailand.

Die Verantwortung "liegt vollständig bei (Hamas-Chef Jahja) Sinwar und (anderen) Hamas-Führern." Wie die palästinensische Terror-Organisation Hamas dazu steht, ist unklar: Ein Sprecher in Katar hat mitgeteilt, man lehne solche Verhandlungen über einen "Gefangenenaustausch" derzeit ab; man sei aber bereit, über Initiative zu verhandeln, die "dazu beitragen, die Aggression gegen unser Volk zu beenden". 

Am Dienstagabend wurde berichtet, Hamas-Chef Ismail Haniyeh befinde sich auf dem Weg nach Kairo. Möglich ist, dass dort Verhandlungen über einen neuen Geiseldeal stattfinden, der – wie auch beim letzten Mal – letztlich von der Hamas-Führungsriege bestätigt werden müsste.

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Bodenoffensive soll ausgeweitet werden

Israel Verteidigungsminister Joav Galant will währenddessen die israelische Bodenoffensive auf weitere Gebiete im Gazastreifen ausweiten. Welche Orte er genau meinte, sagte Galant laut israelischen Medien am Dienstag nicht. Die Times of Israel spekulierte, er könne damit das Zentrum des Gazastreifens oder die Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets meinen, in der sich auch der Grenzübergang zu Ägypten befindet. Hilfsorganisationen sprechen schon jetzt von einer "humanitären Katastrophe".

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Khan Younis im Süden des Gazastreifens sei zur "neuen Hauptstadt des Terrors" geworden, sagte Galant den Berichten zufolge weiter. Nach Angaben des Palästinenserhilfswerkes UNRWA sind innerhalb des Gazastreifens fast 1,9 der 2,2 Millionen Menschen auf der Flucht - mehr als 80 Prozent der Bevölkerung. In dem Krieg wurden nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 19.600 Menschen getötet. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Hamas-Hochburg erobert

Am Abend hieß es, Israels Armee habe die zuvor heftig umkämpfte Hamas-Hochburg Jabalia im Norden des Gazastreifens erobert. Seine Division habe "die operative Kontrolle" über den Ort erlangt, teilte Itzik Cohen, ranghoher Kommandant des israelischen Militärs, am Dienstag laut einer Presseerklärung mit.

Soldaten hätten bei Gefechten in Jabalia "Hunderte Terroristen getötet". 500 Terrorverdächtige hätten sich zudem dort ergeben. Einige davon seien an dem Massaker in Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen. Die Armee zerstörte eigenen Angaben zufolge unter anderem Kommandozentralen und Produktionsstätten für Raketen in der Gegend. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die Hamas-Behörde teilte am Dienstag mit, bei israelischen Attacken auf Jabalia seien mindestens 13 Palästinenser ums Leben gekommen. Am Montag hatte sie 110 Tote durch israelische Luftangriffe auf Wohnhäuser dort gemeldet. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

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Krankenhäuser heillos überfüllt

Auch in Krankenhäusern im Süden des Gazastreifens ist die große Zahl an Verletzten nach Darstellung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nicht mehr zu bewältigen. Die Notaufnahme im Nasser-Krankenhaus sei komplett überfüllt, teilte der MSF-Leiter im Gazastreifen, Chris Hook, am Dienstag mit. "Ärzte steigen über die Leichen toter Kinder, um andere Kinder zu behandeln, die sowieso sterben werden." Zelte würden als Krankenabteilungen und als temporäre Kliniken genutzt.

Jedes freie Gebäude würde mit Betten für Patienten gefüllt. "Die wenigen Glücklichen, die überleben, haben Verletzungen, die das Leben verändern", erklärte Hook.Von den 36 Krankenhäusern im Gazastreifen sind nach UN-Angaben nur noch acht teilweise in Betrieb, die neue Patienten aufnehmen können. Nur noch eins dieser acht liegt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge im nördlichen Gazastreifen.

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Ärzte ohne Grenzen sprach von einer "totalen Belagerung" des Küstengebiets durch Israels Armee, die eine ärztliche Versorgung extrem schwierig gemacht habe. MSF sprach von einer "Politik der verbrannten Erde, die keinen sicheren Ort für Menschen lässt" angesichts "konstanter Angriffe" und Evakuierungen ganzer Wohnviertel. Die meisten Menschen würden in notdürftig gezimmerten Behausungen aus "ein paar Stücken Holz" und "Plastikfolien" leben und könnten kaum genug Wasser finden für ihre tägliche Hygiene.

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Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gingen unterdessen weiter. Am Dienstag reisten etwa 100 von ihnen aus dem abgeriegelten Küstengebiet nach Ägypten aus. Seit Kriegsbeginn vor mehr als zwei Monaten reisten Hunderte Ausländer und Doppelstaatsbürger über Rafah nach Ägypten aus. Viele von ihnen werden an der Grenze von Vertretern ihrer jeweiligen Botschaften empfangen, die dann die Weiterreise über den Flughafen Kairo organisieren. Nach Angaben des ägyptischen Außenministeriums vom November hielten sich zeitweise etwa 7.000 Menschen aus 60 Ländern im Gazastreifen auf, die ausreisen wollten. Wie viele Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass sich derzeit noch in Gaza aufhalten, ist unklar.