Nach Verurteilung: Hunter Biden erfährt Strafmaß im November
Von Dirk Hautkapp
Weil er vor sechs Jahren beim Kauf einer Schusswaffe seine damalige Drogenabhängigkeit verschwieg, ist der 54-jährige Familienvater im Juni von einer Geschworenen-Jury im Bundesstaat Delaware im Sinne der Anklage schuldig gesprochen worden.
Ob Biden Junior, der nicht vorbestraft ist, ins Gefängnis muss (im Maximalfall stehen 25 Jahre und 750 000 Dollar Geldbuße zur Debatte), wird sich nach Angaben von Richterin Maryellen Noreika spätestens im entscheiden. Solange bleibt der Justiz Zeit für die Strafmaßverkündung. Die Richtlinien schreiben im Fall Bidens entschieden mildere Strafen vor; in der Regel werden sie zur Bewährung ausgesetzt.
Urteilsverkündung erst nach Stunden
Als das Urteil am späten Vormittag gegen ihn verlesen wurde, stand Hunter Biden mit grimmigem Blick, die Arme über Kreuz, im Gerichtssaal des J. Caleb-Gebäudes in Wilmington.
Dem gelernten Anwalt wollte nicht einleuchten, warum die Jury, sechs Frauen, sechs Männer, lediglich drei Stunden benötigte, um zu einem einstimmigen Urteil gegen ihn zu kommen. Bidens Anwalt Abbe Lowell hatte bis zuletzt darauf gepocht, dass Hunter Biden zur “Tatzeit” 2018 im Entzug war und sich nicht mehr als drogenabhängig empfand; darum der Fauxpas beim Ausfüllen des amtlichen Antrags auf Waffenkauf. Da es keine Zeugen für eine anderweitige Bewertung gebe, müsse sein Mandant freigesprochen werden. Die Staatsanwälte hielten demonstrativ dagegen.
Gezielte Demütigung von Joe Bidens Sohn?
Sogar erbitterte Gegner des Präsidenten, dem im Schweigegeld-Prozess von Donald Trump ohne jeden Beweis Einflussnahme auf die Justiz vorgehalten wird, äußerten den Verdacht, das es hier um eine gezielte Demütigung des Biden-Sohnes gegangen sein könnte. “Ich denke nicht, dass ein durchschnittlicher amerikanischer Bürger wegen dieser Waffen-Sache angeklagt worden wäre”, erklärte der republikanische Senator Lindsey Graham. Sein Partei-Kollege Trey Gowdy, einst selbst Staatsanwalt, sagte, einen ehemaligen Drogen-Kranken derart zu behandeln, "sendet das falsche Signal”. Gowdy bot die Wette an, dass im Jahr landesweit keine zehn vergleichbare Fälle vor Gericht landen würden.
Die Anklage um den vom Justizministerium eingesetzten Sonder-Ermittler David Weiss beteuerte dagegen wie schon seit Tagen. “Niemand steht über dem Gesetz, auch nicht Hunter Biden.”
Die Staatsanwälte, die neben Bidens Tochter Naomi auch frühere Lebenspartnerinnen in den Zeugenstand riefen, benutzten teilweise Hunter Bidens eigene Worte aus seinen 2021 erschienen Memoiren (“Beautiful Things”), um ihre Anklage zu unterfüttern. In dem Buch schreibt Hunter Biden, dass sich vor geraumer Zeit sein gesamtes Leben darum gedreht habe, Crack zu kaufen und zu rauchen - “um das Biest zu füttern”.
Keine Begnadigung bei Verurteilung
Präsident Joe Biden, der nach dem Krebstod seines anderen Sohnes Beau über Jahre in Angst um Hunter Biden lebte, hatte vor wenigen Tagen auf Nachfrage von Journalisten erklärt, dass er seinen Sohn im Falle einer Verurteilung nicht begnadigen wird.
In einer kurzen Erklärung nach dem Schuldspruch bekräftigte Biden die Liebe zu seinem Sohn und den Stolz darauf, dass er nach langwierigem Entzug seit 2019 drogenfrei lebt. Als Präsident werde er “den Ausgang des Verfahrens akzeptieren, den juristischen Gang der Dinge respektieren, während Hunter einen Antrag auf Berufung erwägt”. Gemeinsam mit seiner Frau, First Lady Jill Biden, die bis zum Schuldspruch im Gericht an der Seite ihres Stiefsohnes war, werde er “immer für Hunter da sein mit Liebe und Unterstützung. Nichts wird das jemals verändern.”
Mit dem Schuldspruch in Delaware sind die rechtlichen Probleme für Hunter Biden allerdings nicht vorbei. Im September schließt sich in Los Angeles ein Verfahren wegen fehlender Steuerzahlungen in Millionenhöhe an. Auch hier droht, obwohl das Geld längst nachträglich gezahlt wurde, eine Gefängnisstrafe.
Hunter Biden erfährt Strafmaß im November
Nach dem Schuldspruch für den Präsidentensohn wird am 13. November das Strafmaß gegen den 54-Jährigen verkündet. Das geht aus Unterlagen hervor, die das zuständige Gericht in Wilmington im Bundesstaat Delaware veröffentlichte.