Politik/Ausland

Hooligans: Salafisten als Krawall-Vorwand

Es war als die bisher größte Demonstration gegen in Deutschland aktive Salafisten angekündigt: Mit "Hooligans gegen Salafisten" wollten mehrere gewaltbereite Fußballfan-Gruppen am Sonntag in Köln gemeinsam militante Islamisten einschüchtern. Die waren in den letzten Monaten öfters durch die Straßen westdeutscher Städte und Berlins gezogen.

Doch die 4000 Demonstranten sorgten vor allem für Gewaltszenen. Sie warfen Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die 1000 bereitstehenden Polizisten, die sich deshalb zeitweise sogar zurückzogen. Ein Polizeiwagen wurde umgekippt, es gab 13 leicht verletzte und einen schwer verletzten Polizisten. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Pfefferspray und Schlagstöcke ein und nahm 17 Hooligans fest. Lebensgefährliche Messerattacken auf Polizisten wie von Salafisten gab es aber nicht.

Nazi-Parolen

Die Parolen der gewalttätigen Randalierer richteten sich nicht nur gegen Islamisten, sondern waren auch überwiegend rechtsradikal. Denn viele stadtbekannte Rechtsradikale und Neonazis hatten sich den Hooligans angeschlossen. Sie zeigten den Hitlergruß und riefen "Ausländer raus!"

Die Neonazis hätten die Demo aber nicht gesteuert, sagte inzwischen der Leiter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes (Inlandsgeheimdienstes). Die in NRW oppositionelle CDU warf den Behörden eine Fehleinschätzung vor: Den Hooligans sei es sichtlich nicht um die Eindämmung des Salafismus gegangen, sondern "nur um eine wüste Schlägerei", so der innenpolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Bosbach.

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Die Demonstration in Köln hätte der Höhepunkt mehrerer Veranstaltungen der Hooligans in deutschen Städten gegen den Salafismus sein sollen, mit denen sie auch um Anerkennung für sich werben wollten.

Indessen hat ein Salafist in Osnabrück den bekannten deutschen TV-Komiker Dieter Nuhr wegen Religionsbeleidigung als "Hassprediger" angezeigt. Nuhr hatte schon vor Jahren gesagt: "Wüsste man nicht, dass der Koran von Gott ist, könnte man meinen, ein Mann habe ihn geschrieben." Nuhr fürchtet nun, mit dem Tod bedroht zu werden, wie er der Zeitung Die Welt sagte.