Politik/Ausland

Hisbollah ernennt Vize-Chef Naim Qassem zum neuen Anführer

Vier Wochen nach der Tötung ihres Anführers Hassan Nasrallah hat die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon einen Nachfolger ernannt. Neuer Generalsekretär werde der bisherige Vize-Chef Naim Qassem, teilte die Schiiten-Miliz am Dienstag mit. 

Nasrallah stand von 1992 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 27. September an der Spitze der Hisbollah. Er wurde bei einem israelischen Luftangriff auf einen im Süden gelegenen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet.

Der Shura-Rat habe sich auf die Wahl Qassems für den Posten entsprechend dem "anerkannten Verfahren für die Wahl des Generalsekretärs" geeinigt, teilte die Hisbollah mit. Qassem führe nun die Miliz und den Islamischen Widerstand in "edler Mission" an. Die Miliz kündigte an, die bisherigen Ziele unter dem neuen Anführer weiterzuverfolgen "bis zum Sieg". Qassem hatte seit Nasrallahs Tod mehrfach Reden gehalten, die im Fernsehen übertragen wurden. Wo er sich aktuell aufhält, ist unklar.

Nach Nasrallahs Tod Ende September galt vor allem Hashem Safieddine, Chef des Hisbollah-Exekutivrats, als sein designierter Nachfolger. Vergangene Woche hatte die Miliz aber bestätigt, dass dieser schon Wochen zuvor bei einem Angriff auf das Hauptquartier des Hisbollah-Geheimdienstes nahe Beirut getötet worden war.

Qassem wurde in einem Dorf nahe Nabatiya im südlichen Libanon geboren und ist um die 70 Jahre alt. Er gehört zu denjenigen Mitgliedern, die die Hisbollah Anfang der 1980er-Jahre für den Kampf gegen die israelische Besatzung im Libanon gründeten. Seit 1992 war er Vize-Chef und damit eine der einflussreichsten Figuren innerhalb der Organisation neben Nasrallah.

Israel hat seine Luftangriffe im Libanon seit September massiv ausgeweitet - und dabei auch die Führungsriege der Hisbollah mehrfach gezielt angegriffen. Zudem marschierten israelische Truppen im vergangenen Monat im Südlibanon ein. Die Hisbollah beschießt den Norden Israels seit gut einem Jahr weiter fast täglich, unter anderem mit Raketen.

Mindestens 60 Tote nach Luftattacken Israels im Libanon

Bei israelischen Angriffen in der Bekaa-Ebene im Ostlibanon sind unterdessen nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums am Montag mindestens 60 Menschen getötet worden. Zwölf Orte seien von den Attacken betroffen gewesen, bei denen überdies 58 Menschen verletzt worden seien, gab das Ministerium eine vorläufige Bilanz bekannt. Mindestens zwei Kinder seien unter den Toten. Allein 16 der 60 Toten seien aus dem Ort Al-Alak westlich der Stadt Baalbek gemeldet worden.

Der Gouverneur der Region Baalbek-Hermel sprach von den "gewalttätigsten" Angriffen auf das Gebiet seit Beginn des Konflikts. Baalbek ist eine verarmte Region in der Bekaa-Ebene, die an Syrien grenzt. Sie gilt als Hochburg der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz.