Politik/Ausland

„Heil Trump“: Wie die neue Rechte sich feiert

„Heil Trump!“, tönte Richard Spencer seinen 200 Kameraden entgegen, um dann noch ein „Sieg Heil!“ hinterher zu schießen. Teile seines Auditoriums zeigten darauf den Hitlergruß. Donald Trump war gerade zum neuen US-Präsidenten gewählt worden, als dieser Auftritt am 19. November 2016 Licht auf die Seele der neuen Rechten der USA warf.

Ein Licht auf jene Menschen, deren Ideologie eine gefährliche Schnittmenge mit jener des rassistischen Terroristen aufweist, der in El Paso 20 Menschen tötete. Er glaubte offenbar an eine "hispanische Invasion" durch Latinos und den - oft von der Identitären Bewegung proklamierten - "großen Austausch", wie er in einem Manifest schrieb, das kurz vor dem Anschlag online ging.

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Sind diese Extremisten die gewalttätigen Sprösslinge jener Saat, die etwa der erwähnte 41-jährige Richard Spencer verbreitet? Spencer ist einer der bekanntesten Vertreter der sogenannten „Alt-Right“-Bewegung. Er reklamiert für sich, den Begriff "Alt-Right" erst etabliert zu haben.

Ideologische Lichtgestalt Bannon

Ein Begriff, der von Kritikern abgelehnt wird, weil er ein zynischer Euphemismus sei. An der Alt-Right-Bewegung ist wenig alternativ. Ihre Wurzeln liegen in der Identitären Bewegung. Die Alt-Right ist ein Sammelsurium weißer Rassisten – von Neonazis bis hin zu christlich-fundamentalen Gruppen. Ein wesentliches Merkmal der Bewegung ist, dass sie im Internet Verschwörungstheorien und Fake-News verbreitet – über Zuwanderer, Dunkelhäutige und den „großen Austausch“. Bis zur Perfektion betrieb dieses Spiel ihr bekanntester, ideologischer Vordenker: Stephen Bannon.

Er war Chef-Stratege des Trump-Wahlkampfes 2016 und Gründer des Mediums Breitbart News, das eine gigantische Masse an Falschnachrichten ins Netz feuerte, die wiederum von frenetischen Alt-Rights verbreitet wurden. Die Extremisten feierten Trump als Erlöser. Weil er mit den traditionellen Konservativen, der politischen Korrektheit, Feminismus und allem bewusst brach, was der Bewegung und ihren Verbündeten zuwider ist.

Enttäuscht von Trump

Trump hat sich nie dezidiert von rechtsextremen oder neonazistischen Sympathisanten distanziert. Die Ideologie der Alt-Rights weist eine hohe Schnittmenge mit dem geistigen Bodensatz der Amokläufer von El Paso und dem Attentäter von Christchurch (Neuseeland) auf. Ihnen ist eine weiße, frauenfeindliche und ultranationalistische Agenda zu eigen, die in Internet-Foren wie „8Chan“ offen ausgelebt wird, in der Anonymität des Darknets. Dort kündigte der Attentäter von Christchurch sein Massaker in einer Moschee an, verlinkte auf sein Facebook-Profil, wo der Amoklauf im Livestream zu sehen war. Rechtsextreme Profile feierten ihn.

Gleichzeitig zeigen sich immer mehr Alt-Right-Vertreter von Trump enttäuscht. Nicht nur deshalb, weil er sich mit Bannon überwarf, der das Weiße Haus im August 2017 als Chefstratege verließ. Trumps Einwanderungspolitik ist vielen Ultrarechten nicht extrem genug. Und sein pro-israelischer Kurs kommt im antisemitischen Spektrum nicht an. Manch einer hofft schon auf einen neuen „Erlöser“.