Politik/Ausland

"Hält der Boom, ist Trump kaum zu schlagen"

Sogar Hillary Clinton bekam ihren kurzen Auftritt. Noch einmal kramte Donald Trump die längst ad acta gelegten Attacken auf seine einstige demokratische Mitbewerberin heraus. Ließ seine Anhänger wie einst im Wahlkampf 2016 ihren Schlachtruf brüllen: „Lock her up“ („Sperrt sie ein“).

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Die alten Feindbilder, die alten Phrasen, die alten Versprechen: Donald Trump startete am Dienstag in Florida offiziell in einen Wahlkampf, der strategisch exakt gleich angelegt scheint wie sein erster. Wieder geht es gegen die Elite in Washington, die die aufrechten Amerikaner berauben würden und natürlich gegen die Flut von illegalen Einwanderern, die nur er stoppen könne, wenn man ihn endlich die Mauer bauen ließe.

Zornig und enttäuscht

„Man sollte nicht nur darauf hören, was Trump sagt“, zeigt sich der prominente US-Meinungsforscher Frank Luntz unbeeindruckt vom ersten Wahlkampfgetöse: „Man muss seinen Wählern zuhören – und die haben noch immer dieselbe Grundstimmung wie vor vier Jahren: Sie sind zornig, enttäuscht und fühlen sich verraten.“

Seit 20 Jahren macht Luntz vor allem für die Republikanische Partei Meinungsforschung und Wähleranalysen und entwickelt daraus politische Strategien. Dass er trotzdem keine politische Propaganda, sondern klare mit Fakten unterfütterte Analysen abliefere, erklärt er auch bei seinem Besuch in im Amerikahaus in Wien: „Keiner hat, was davon, wenn ich die Lage schönrede.“

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Alles spricht für Sanders

Und die Lage für Donald Trump ist zu Beginn dieses Wahlkampfes nicht einfach. Viele der älteren Wähler, die ihre Stimme 2016 vorrangig Trump gegeben haben, sind weggestorben, die jungen, die nachgerückt sind, tendieren klar zu den Demokraten. Dort finde derzeit ein Wettlauf nach links statt. Luntz Umfragen zeigen, dass sich bei den Demokraten eine klare Mehrheit für Sozialismus und gegen Kapitalismus entscheidet. Das mache den Parteilinken Bernie Sanders zum klaren Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur.

Trump Präsident aber gäbe das die Chance den Demokraten Wähler in der politischen Mitte abzuluchsen – und das vor allem in dem Teil der USA, der die letzte Wahl für ihn entschieden hat: Der „rust belt“, die alten kriselnden Industriestaaten im Nordosten des Landes.

Was ihm dort Rückenwind gibt, ist schlicht die Wirtschaftslage. Die US-Wirtschaft brummt seit Jahren, und Trump hat diesen Boom mit seiner unternehmerfreundlichen Steuerreform noch beschleunigt.

Arbeitslosigkeit auf Tiefststand

Sogar in den „rust belt“-Staaten ist die Arbeitslosigkeit stark gesunken und die Löhne steigen. „Wenn der Boom anhält in den nächsten 15 Monaten, dann ist er kaum zu schlagen“, lässt sich Luntz von Trumps derzeit mäßigen Umfragedaten nicht beeindrucken. Der Unmut der Menschen sei nämlich in beiden politischen Lagen zu verorten. Es ist ein diffuser Unmut, der sich, wie Luntz Daten deutlich machen, so ziemlich gegen alles richtet. Für einen gewieften Populisten wie Trump also leicht abzuholen. Im Wahlkampf-Modus befinde er sich ja ohnehin ständig, also könne er den Unmut auch nach vier Jahren als Präsident immer noch für sich nützen: „Populismus ist eine ganz schreckliche Art zu regieren. aber es ist ein sehr gutes Mittel um Wahlen zu gewinnen.“