Grönland: Ein Votum für die Umwelt – und gegen China
Von Jens Mattern
Politischer Umsturz in Grönland, dem 56.000-Einwohner-Eiland im Nordatlantik, das eine autonome Region Dänemarks ist und das ein gewisser Donald Trump den Dänen gerne abgekauft hätte. Was aufs Erste wenig aufregend klingt, hat eine starke internationale und ökologische Dimension: Die linke Partei „Gemeinschaft der Inuit“ hat bei der Parlamentswahl Anfang der Woche mit 36,6 Prozent der 41.000 Wählerstimmen die bisher regierenden Sozialdemokraten (29,4 %) vom Thron gestoßen. Wahlkampfthema war der künftige Abbau von Uran durch das australisch-chinesische Bergbauunternehmen „Greenland Minerals“.
„Wir bleiben dabei. Wir müssen auf die besorgten Wähler hören. Wir sagen nein zum Uranabbau“ – so reagierte Wahlsieger Mute B. Egede (35) im Sender KNR nach Bekanntgabe des Sensationserfolges. Protestgruppen befürchten durch das Bergbauprojekt im Süden radioaktive Verstrahlungen. In der Kvanefjeld-Mine befinden sich nach Angaben des Konzerns 15 bis 20 Prozent des globalen Bedarfs der sogenannten „Seltenen Erden“, welche für Batterien sowie Windkraftanlagen gebraucht werden. Auch radioaktives Uran soll abgebaut werden.
An diesem Vorhaben zerbrach die Regierung des Landes, dessen Sicherheits- und Außenpolitik von Dänemark bestimmt wird. Ursprünglich wollte der sozialdemokratische Premier Kim Kielsen bald grünes Licht für den Bergbau geben. Doch dann übernahm Erik Jensen Ende 2020 den Parteivorsitz und setzte durch, dass das Projekt aufgrund der Proteste verschoben werden müsse. Darauf schied die sozialliberale Partei „Die Demokraten“ aus der Regierung aus.
200 Millionen für Abbau
Das Unternehmen „Greenland Minerals“, in dem ein chinesischer Investor das größte Aktienpaket besitzt, bietet für den auf 37 Jahre veranschlagten Rohstoffabbau einen Betrag von umgerechnet 200 Millionen Euro jährlich für die Regierung in der Hauptstadt Nuuk und mehrere hundert Arbeitsplätze für die Region. Gleichzeitig hätte China, das seit einigen Jahren auch Ansprüche auf den arktischen Raum erhebt, in Grönland seinen Fuß in der Tür – was vor allem Dänemark ein Dorn um Auge ist.
Strategisch bedeutend
Die Regierung in Kopenhagen finanziert die Insel mit 500 Millionen Euro jährlich (die Hälfte des Gesamtbudgets Grönlands). 2019 machte der damalige US-Präsident Donald Trump ein vergebliches Angebot, die arktische Insel zu kaufen. Grönland ist für die USA Dank Rohstoffen wie strategischer Lage bedeutend.
Diese Bedeutungszunahme hat viele der 56.000 Grönländer selbstbewusster gemacht. Fast alle Parteien streben eine Unabhängigkeit von Dänemark an. Diese Unabhängigkeit strebt auch die „Gemeinschaft der Inuit“ an, welche jetzt die Wahl gewann. Sie könnte nun mit der Partei „Naleraq“ koalieren, die die Interessen des Fischfangs vertritt, welcher unter dem Uranabbau leiden könnte. Auch sie propagiert die Loslösung von der Krone des skandinavischen Landes.
Mute Regede, der bereits als Minister für Infrastruktur politische Erfahrungen sammelte, muss vor der Unabhängigkeit eine wirtschaftliche Basis für diese schaffen. Denn Dänemarks jährliche Unterstützung muss ersetzt werden. Ohne den Abbau von Bodenschätzen wird dies aber kaum gehen.