Warum Google jetzt Miniatomkraftwerke kauft
Von Franziska Trautmann
Künstliche Intelligenz (KI) hat in kürzester Zeit den Weltmarkt erobert. Die neue Technologie stellt sich aber mittlerweile als ziemlicher Stromfresser heraus. Nach Microsoft möchte daher jetzt auch Google auf Atomenergie setzen.
Eigentlich verpflichteten sich die Techgiganten zu einem klimaneutralen Vorgehen und verwendeten im letzten Jahr immer öfter erneuerbare Energie – der KI-Boom brachte aber eine plötzliche Wende, weil sich unerwartet hoher Stromverbrauch abzeichnete.
KI mit Atomenergie
Allein eine ChatGPT Anfrage benötigt zehnmal so viel Energie wie eine Google Suche. Aus diesem Grund suchen die Tech-Unternehmen neue Möglichkeiten den Stromverbrauch klimaneutral zu decken – Atomkraft stellt aus ihrer Sicht zumindest eine Übergangslösung dar.
Erst kürzlich waren Vertreter des US-amerikanisches Softwareunternehmen OpenAI zu einem Gespräch mit der US-Regierung über den Bau großer Rechenzentren im Weißen Haus.
Google kauft „Miniatomkraftwerke“
Das US-amerikanisches Technologieunternehmen Google verkündete einen Vertrag mit der kalifornischen Firma Kairos Power über den Kauf von sechs bis sieben „kleinen modularen Reaktoren“, auch als „Miniatomkraftwerk“ bezeichnet. Die Reaktoren sollen eine jährliche Leistung von 500 Megawatt haben und der erste bis 2030, alle weiteren bis 2035 am Markt verfügbar sein.
Michael Terrell, Senior Director of Energy and Climate des Google Unternehmens, führte gegenüber Financial Times aus: „Die Vereinbarung ist ein Meilenstein für uns bei Google auf unserem 15-jährigen Weg zu sauberer Energie“, und weiter „Wir sind der Meinung, dass die Kernenergie eine wichtige Rolle dabei spielen kann, unseren Bedarf zu decken, und zwar sauber und rund um die Uhr.“
Salz statt Wasser
Diese neuartigen Reaktoren sind Flüssigsalzreaktoren, das bedeutet, sie werden nicht mit Wasser, sondern mit geschmolzenem Flüssigsalz gekühlt. Dadurch kann die „Kühlflüssigkeit“ nicht verkochen. Kairos Power baut einen ersten Testreaktor im Bundesstaat Tennessee.
Es bleibt noch unklar, ob nur Strom von den Reaktoren ans Netz gehen oder die Rechenzentren direkt angeschlossen werden. Außerdem steht noch die Frage der finanziellen Beteiligung von Google am Bau der Kraftwerke im Raum.
Microsoft nutzt US-Atomkraftwerk
Nicht allzu lange davor hatte bereits Microsoft bekanntgegeben, einen Reaktor im stillgelegten US-Atomkraftwerk Three Mile Island wieder hochzufahren, um den Stromverbrauch weniger Co2-lastig gestalten zu können.
1979 hatte sich einer der schwerwiegendsten Atomunfälle in der Geschichte der USA in Reaktor 2 der Anlage ereignet. Microsoft möchte nun Reaktor 1 mit einer jährlichen Leistung von 800 Megawatt verwenden.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat sich ebenfalls zu dieser Thematik geäußert und von der Planung zukünftiger „Mini-AKWS“ im Land gesprochen.