Geringe Chancen: Berlusconi verzichtet offenbar auf Kandidatur in Italien
Die politischen Konsultationen in Hinblick auf die am Montag beginnenden Präsidentenwahlen laufen auf Hochtouren. Was sich bereits abgezeichnet hat und nun immer konkreter wird: Das Mitte-Rechts-Lager scheint entschlossen, einen alternativen Kandidaten zu Forza Italia-Chef Silvio Berlusconi zu finden, der bei der Präsidentenwahlen wegen fehlender Stimmen keine Erfolgschancen hat. "Berlusconi prüft den Rückzug seiner Kandidatur", berichtete jetzt auch die Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstagsausgabe).
Die Suche nach einer profilierten Persönlichkeit wird vom Lega-Chef Matteo Salvini vorangetrieben. "Ich werde einen oder mehrere Vorschläge unterbreiten", kündigte Salvini an.
Senatspräsidentin Maria Elisabetta Alberti Casellati und die Ex-Bildungsministerin Letizia Moratti gelten als mögliche Kandidatinnen des Mitte-Rechts-Blocks aus Lega, Forza Italia und der oppositionellen Rechtskraft "Brüder Italiens" (FdI - Fratelli d ́Italia).
Auch im Mitte-Links-Lager sind Gespräche für die Suche nach einem passenden Nachfolger für Präsidenten Sergio Mattarella voll im Gange. Keiner der beiden großen Parteiblöcke hat genug stimmen, um den eigenen Kandidaten durchzusetzen, sodass eine Art Kompromiss erforderlich ist, um ein längeres Patt zu verhindern.
Premier Mario Draghi scheint bereit, den Präsidentschaftsposten zu übernehmen, aber die Regierungsparteien zögern, ihn zu unterstützen. Man befürchtet, dass sein Abgang als Regierungschef zu vorgezogenen Parlamentswahlen führen könnte. "Niemand wird akzeptieren, einen so geschätzten Ministerpräsidenten wie Draghi zu verlieren, ohne Gewissheit über die Zukunft der Regierung zu haben", analysierte Ex-Premier Matteo Renzi.
Auch die Italiener scheinen von einem Ämterwechsel des beliebten Premiers nicht angetan. Einer Umfrage des Senders Sky TG24 zufolge sind 56,7 Prozent der Italiener dafür, dass Draghi weiter Ministerpräsident bleibt. Nur 16,8 Prozent würden ihn lieber im Präsidentenpalast sehen. Der Rest ist unentschlossen oder lehnt Draghi sowohl als Premier als auch als Präsident ab.
Der scheidende Staatspräsident Mattarella hat eine weitere siebenjährige Amtszeit ausgeschlossen, aber einige Politiker in Rom drängen ihn zu einer Verlängerung seines Mandats, damit Draghi als Premierminister im Amt bleiben und seine Arbeit zum Wiederaufbau der Wirtschaft fortsetzen könne. In der Sky-TG24-Umfrage schneidet Mattarella von allen abgefragten Kandidaten am besten ab. 65 Prozent gaben an, dass sie "zufrieden" mit einer zweiten Amtszeit des Präsidenten wären. Draghi landete mit 57 Prozent auf dem zweiten Platz. Lediglich ein weiterer Kandidat kommt mit 38 Prozent knapp auf einen positiven Wert, und zwar Ex-Premier Paolo Gentiloni. Dagegen sagen 65 Prozent, sie wären mit einem Präsidenten Berlusconi unzufrieden.