Politik/Ausland

G-7-PR: Der Kampf ums letzte Bild

Es ist das Bild zum G-7-Gipfel, passt perfekt zum Ergebnis. Da die starke  Angela Merkel, die sich mit den übrigen Staatschefs im Rücken nach vorne beugt, fast so, als würde sie gleich auf den Tisch hauen. Dort Donald Trump, sitzend, störrisch die Hände verschrenkt, allein. 

Die Aufnahme macht derzeit gerade auf Twitter die Runde, und wird am Montag viele Berichte internationaler Medien zum G-7-Gipfel schmücken, insbesondere wohl jene der deutschen.

PR-Fotografie

Aufgenommen wurde das Bild vom preisgekrönten Fotografen Jesco Denzel. Er ist kein freier Fotograf, kein Fotojournalist. Nein, er arbeitet für die deutsche Regierung. Sein Job: Die Kanzlerin im besten Licht erscheinen lassen. Und das hat er diesmal besonders eindrucksvoll geschafft. Bis Sonntagnachmittag haben rund 3.300 Menschen das Bild auf Twitter weiterverbreitet. Zuerst geteilt wurde es, kein Zufall, von Steffen Seibert, dem deutschen Regierungssprecher. 

Das Problem am allzu schönen Schein: Es ist nicht das einzige Bild dieser Szene. Es gibt noch mindestens vier weitere Fotos von derselben Situation, kurz nacheinander veröffentlicht von vier weiteren Gipfelteilnehmern. Und jedes Bild erzählt eine andere Geschichte:

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Den Anfang machte, noch vor Seibert, die US-Regierung. Deren Foto zeigt einen engagiert argumentierenden Trump, umringt von Mitarbeitern. Daraufhin veröffentlichte Paris seine Perspektive: Staatschef Emmanuel Macron steht im Zentrum und redet auf Trump ein. Merkel ist auf dieser Abbildung halb verdeckt. Auch die Italiener brachten ein Bild in Umlauf: Ministerpräsident Giuseppe Conte, der auf das Verhandlungspapier blickt.

Den versöhnlichsten Eindruck vermittelt das bisher letzte veröffentlichte Foto der Szene: Gastgeber Kanada hat es herausgegeben. Aufgenommen von der Seite, zeigt es Trump, der mit den anderen Gipfelteilnehmern auf Augenhöhe verhandelt.

G-7-Impressionen

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Symbolbilder

Es gibt eben Fotos, die zu Symbolbildern für politische Veranstaltungen werden und mächtiger wirken können als jede inhaltliche Abmachung. Das Bild vom G-7-Gipfel im bayerischen Elmau aus dem Jahr 2015 war so eines. Da steht die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in hellrotem Blazer mit ausgebreiteten Armen vor dem lässig auf einer Holzbank sitzenden US-Präsidenten Barack Obama. Es wirkt, als würde sie dem Amerikaner die Welt erklären. Und diesmal soll sie eben Obamas Nachfolger zeigen, wer hier der Starke ist. Und hätte es die anderen Ansichten nicht gegeben, wäre diese Botschaft wohl auch tatsächlich hängen geblieben. 

Gängige Praxis

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb auf Twitter nüchtern zu dem Foto: "Beratungen am Rande der offiziellen Tagesordnung". Auf Nachfragen ergänzte er dann den Namen des Fotografen: Jesco Denzel. Offizielle Fotografen der deutschen Regierung wie er sind bei nahezu jeder Merkel-Reise dabei, sie arbeiten für das deutsche Bundespresseamt und nehmen bei ihren Aufnahmen natürlich die Kanzlerin ins Zentrum. Das ist inzwischen international gängige Praxis. Auch Christian Kern hatte als Bundeskanzler zwei Hausfotografen, die seinen Instagram-Auftritt mit Bildern versorgten. Sein Nachfolger Sebastian Kurz sowieso (mehr dazu hier). 

Blöd nur, wenn man nicht der einzige ist, der diese Message Control betreibt. Oder wenn die "Botschaftenkontrolle" komplett übertrieben wird. Das musste zuletzt auch die Vorarlberger ÖVP nach dem Besuch von Sebastian Kurz feststellen. Ein nachträglich bearbeitetes gemeinsames Bild des Kanzlers mit Landeshauptmann Wallner sorgte Mitte April für kritische Kommentare im Netz. 

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