G-20: Familienfoto mit - mutmaßlichem - Mörder
Es ist ein Fixpunkt der G-20-Treffen: Das Foto aller teilnehmenden Staats- und Regierungschefs. Die politischen Spitzen der weltweit größten Wirtschaftsmächte präsentieren Zusammenhalt. Es gibt wohl oft jemanden, neben dem man sich nicht zeigen will. Zuletzt war das oft der russische Staatschef Wladimir Putin. Doch heuer gibt es einen, den die allermeisten meiden werden: den saudischen de-facto-Staatschef Mohammed bin Salman.
Mit Spannung wurde vor allem erwartet, ob es ein "Familienfoto" von allen Staats- und Regierungschefs mit dem in Ungnade gefallenen saudischen Kronprinzen geben wird - und wer dann neben ihm stehen könnte. Das Foto war für Freitag, 16:00 MEZ geplant.
Bereits am Mittwoch ist der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (genannt "MBS") in Buenos Aires gelandet - vor allen anderen Staats- und Regierungschefs. Wie werden die anderen mit dem saudischen de-facto-Staatsoberhaupt umgehen? Wer wird ihn meiden? Sein mögliches Mitwissen oder sogar Anordnung des Mordes an dem regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul sorgte für viel Aufsehen in den vergangenen Wochen.
Der Prinz, der sich zunächst als Reformer positionieren wollte und die Wirtschaft des Königreichs unabhängig von Erdöl machen wollte, ist aber nicht nur wegen Tod umstritten. Auch der Krieg im Jemen, dessen Planung aus seiner Feder stammen soll, wirft einen dunklen Schatten auf den 33-jährigen Lieblingssohn des saudischen Königs.
Die meisten Regierungschefs werden in Buenos Aires einen großen Bogen um Mohammed bin Salman machen. Donald Trump kündigte an, keine Zeit für ein Treffen mit seinem saudischen Verbündeten zu haben. Am Donnerstag traf MBS den indischen Premierminister Narendra Modi. Weitere Treffen waren bis dato nicht kolportiert. Argentiniens Außenminister hatte den Kronprinzen am Mittwoch am Flughafen begrüßt.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman verschanzte sich zunächst streng abgeschottet in der Botschaft seines Landes. Das argentinische Fernsehen berichtete, dass dort bei einem großen Essen am Mittwochabend fünf Hammel auf goldenen Tellern serviert wurden.
Ermittlungen
Schon als Salman in Buenos Aires gelandet ist, kamen die ersten peinlichen Nachrichten: Der argentinische Staatsanwalt Ramiro González hat angekündigt, den Fall Mohammed bin Salman aufzunehmen. Der Vorwurf: Kriegsverbrechen im Jemen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit - auch gegen das eigene Volk. Stichwort: Jamal Khashoggi. Tausende Tote Zivilisten im Jemen, Folter von saudischen Staatsangehörigen und die mögliche Mittäterschaft an dem Mord des Journalisten Khashoggi. Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch hatte dazu aufgerufen. Die Ankündigung gilt allerdings vorwiegend als symbolisch, Salman wird Argentinien höchstwahrscheinlich verlassen, bevor die strafrechtliche Verfolgung eingeleitet werden kann.