Feuerunfall mit 41 Toten: So kam es zur Katastrophe mit dem "Superjet"
Bei dem Brand einer russischen Aeroflot-Maschine am Moskauer Flughafen Scheremetjewo sind 41 Menschen ums Leben gekommen. "An Bord der Maschine des Typs Suchoi Superjet-100 waren 78 Menschen, einschließlich der Besatzungsmitglieder", erklärte der russische Untersuchungsausschuss am Sonntagabend. "Nach aktualisierten Informationen haben 37 von ihnen überlebt."
Langsam gibt es erste Hinweise, wie es zu dem Unglück gekommen ist. Offenbar wurde der Jet kurz nach dem Start von einem Blitz getroffen, wie ein Augenzeuge berichtete. Der Pilot entschied sich deshalb auf rund 3.000 Meter den Startflug abzubrechen und wieder zu sinken. Dabei flog er zwei Warteschleifen. Vermutet wird derzeit, dass es ein Problem mit der Trimmung gab.
Nur manuelle Trimmung
Die Trimmung ist dafür da, ob die Nase eine Flugzeuges nach oben oder unten bewegt wird. Bei der Absturzserie von Boeing-MAX-Maschinen spielte sie ebenfalls eine entscheidende Rolle, da die Trimmung über das Stabilitätsprogramm MCAS gesteuert wird, das vermutlich die zwei Katastrophen auslöste. Auch der Superjet ist mit Hilfe von Boeing konstruiert worden. In diesem Jet gibt es drei Einstellungen für die Trimmung - elektronisch, halbelektronisch und manuell.
Offenbar musste der Aeroflot-Pilot mit der manuellen Einstellung landen, dabei muss die Trimmung über ein Rad gesteuert werden. Berichten zufolge entschied er sich deshalb, sicherheitshalber etwas schneller als sonst auf der Landebahn aufzusetzen. Doch die Maschine landete so hart, dass sie zwei bis drei Mal noch einmal abhob auf der Piste. Beim letzten Mal knickte das Fahrwerk ein und das Heck fing Feuer.
Verzögerungen bei Löschung und Evakuierung
Die Flughafenfeuerwehr war auf einen Absturz nicht vorbereitet gewesen, weshalb es Verzögerungen beim Löschen gab - es dauerte 45 Minuten bis "Brand Aus". Außerdem stiegen Passagiere mit Handgepäck aus dem Flugzeug, was die Evakuierung vermutlich weiter verlangsamte. Auch deshalb dürfte es am Ende 41 Tote gegeben haben.
Die Suchoi Superjet-100 ist die erste Neuentwicklung des russischen Flugzeugbaus nach dem Ende der Sowjetunion, der Kurzstreckenflieger ist seit 2011 zugelassen. Aeroflot hat zurzeit 50 Jets dieses Typs im Einsatz, erst im vergangenen Herbst kündigte sie den Kauf von weiteren 100 Maschinen an. Die Jets sollten trotz des Unfalls zunächst weiter im Einsatz bleiben, hieß es, ein Flugverbot werde vorerst ausgeschlossen. Dafür fehlen auch Hinweise auf ein gröberes technisches Problem.
Präsident Wladimir Putin ordnete eine gründliche Aufklärung an. Er und Regierungschef Dmitri Medwedew sprachen den Angehörigen der Todesopfer ihr Beileid aus. Den Überlebenden sicherten sie Hilfe zu. Nach dem Unglück wurden zunächst einige Maschinen auf andere Moskauer Flughäfen umgeleitet. Der Betrieb auf Russlands größtem Flughafen Scheremetjewo wurde aber bereits nach kurzer Zeit wieder aufgenommen. Mehr als 100 Flüge waren verspätet.
Eine endgültige Klärung derartige Unfälle dauert meist ein bis eineinhalb Jahre. Dafür wird auch der bereits geborgene Flugschreiber ausgwertet. Da auch Passagiere von einem Blitzschlag im Vorfeld berichtet haben, dürfte dies als Ursache sehr wahrscheinlich sein. Oft führt aber nicht nur ein Ereignis alleine zu einem derartigen Vorfall, sondern meist eine ganze Kette an Problemen.