Evo Morales' triumphale Heimkehr: Was der Linkspopulist jetzt plant
Von Walter Friedl
Korn- und Kokakammer Boliviens sowie Heimatprovinz und Herzkammer von Evo Morales’ sozialistischer Partei MAS – Cochabamba. Dort, gelegen auf 2.500 Metern Seehöhe, gesäumt von 5.000ern, endete am Mittwoch der dreitägige, durch mehrere Landesteile führende Triumphzug des ehemaligen Staatspräsidenten. Genau ein Jahr, nachdem Morales ins Exil gegangenen war, zunächst nach Mexiko, dann nach Argentinien.
„Wir werden zurückkehren, und wir werden Millionen sein“, sagte der 61-Jährige, als er zu Fuß die Grenze zu seiner Heimat überschritt. Dann zog der ehemalige Staatschef in einer Autokarawane weiter, an der sich Hunderte Fahrzeuge beteiligten. „Dazwischen hielt er Reden – gegen Kapitalismus, Imperialismus und Privatisierungen“, sagt Ursula Prutsch, Lateinamerika-Expertin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, im KURIER-Gespräch.
Gang ins Exil nach Unruhen
Morales hatte am 11. November 2019 Bolivien nach Manipulationsvorwürfen die Wahl betreffend und Unruhen das Land verlassen müssen. Nach einem Jahr einer konservativen Übergangsregierung siegte aber sein früherer Wirtschaftsminister Luis Arce und wurde vergangenen Sonntag als neuer Präsident vereidigt. Einen Tag später betrat Morales erneut bolivianischen Boden – der Haftbefehl wegen Terrorismus und Rebellion wurde aufgehoben, Prozesse wegen Wahlbetrugs und Sex mit Minderjährigen sind aber noch anhängig.
Die Frage ist nun, wie das erste indigene Staatsoberhaupt der Anden-Nation (ab 2006) im politischen Geschehen mitmischen wird. „Morales genießt bei Indigenen und bei der Gewerkschaft noch immer großen Respekt und hat dort Rückhalt. Das speist sich vor allem aus der Tatsache, dass es ihm als Präsident durch wirtschafts-, sozial- und bildungspolitische Maßnahmen sowie durch hohe Rohstoffpreise gelungen ist, die Armut zu halbieren“, analysiert Prutsch, die meint, dass der Linkspopulist sehr wohl an einem politischen Amt interessiert sein könnte.
Allerdings hatte „er schon bei dem Urnengang des Vorjahres weit schlechter abgeschnitten als erwartet worden war“, sagt die Expertin. Eine Wende-Stimmung sei spürbar gewesen. Zudem hat sich die Stimmung in den vergangenen zwölf Monaten nochmals gedreht: So hatte die Präsidentin der indigenen Landfrauen, die die MAS unterstützen, moniert, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Morales sei, zurückzukehren. Jetzt gehe es viel mehr darum, dass eine neue Generation von Politikern und Politikerinnen mit Luis Arce zusammenarbeiten solle. Doch auf diesen sind die Frauen auch nicht gut zu sprechen, da sein 16-köpfiges Kabinett nur drei weibliche Minister aufweist – dafür habe er Schlüsselpositionen mit Leuten besetzte, die schon unter Morales aktiv waren.
Zurück zu den Wurzeln
Dieser hatte angekündigt, sich künftig primär der Landwirtschaft und Fischzucht widmen zu wollen, was Insidern ein Schmunzeln abringt. War doch der Chef der MAS-Partei in Cochabamba damit vorgeprescht, dass Evo Morales dort Anführer der sozialen Bewegungen werden solle. Als solcher hatte er einst seine politische Karriere gestartet, die ihn letztlich ins Präsidentenamt führte.