Europas Notfallplan: Nicht wärmer als 19 Grad, nicht kühler als 25
Eine Zauberformel gegen die Gaskrise ist nicht zu erwarten, wenn die EU-Kommission am Mittwoch ihren Plan vorlegt, wie Europa durch den nächsten Winter kommen soll. Erste Leaks des Notfallplans sind durchgesickert. Die wohl wichtigste Botschaft: Energie sparen, sparen, sparen – und das am besten ab sofort. „Jeder kann Gas sparen, sogar in geschützten Sektoren, Haushalten, öffentlichen Gebäuden, in der Industrie bis hin zum Stromsektor“, heißt es in dem Papier der Behörde.
Sie empfiehlt die Kühlung in öffentlichen Gebäuden nicht unter 25 Grad zu drücken. Geheizt werden soll wiederum nur auf maximal 19 Grad. Industriebetriebe sollen finanzielle Anreize erhalten, den Gasverbrauch zu reduzieren oder auf andere Energieformen umzusteigen.
"Geschützte Kunden"
Anordnen kann die EU-Kommission in das Gaskrise nichts – nur den EU-Regierungen empfehlen. Dazu gehört: Die Regierungen sollen möglichst schnell landesweite Informationskampagnen starten, wie die Bevölkerung beim Heizen und Kühlen am besten Energie sparen kann.
Außerdem müssen die Staaten festlegen, in welcher Reihenfolge sie Industriebetriebe schließen würden, sollte es zu einem extremen Versorgungsnotstand kommen. Krankenhäuser und Haushalte bleiben „geschützte Kunden“ – sie wären also im Falle einer Gasrationierung die Letzten, bei denen die Versorgung gedrosselt wird. Noch viel früher würde es andere treffen: Einkaufszentren oder Büros.
Gerät die gesamte Stromproduktion in Gefahr, muss noch einmal umgedacht werden. Dann können Länder das Weiterlaufen von Gaskraftwerken, die für die Stromproduktion nötig sind, erzwingen und dafür bei bestimmten geschützten Verbrauchern die Versorgung reduzieren.
„Erhebliches Risiko“
In Brüssel schätzt man das Risiko, dass Russland Europa heuer das Gas ganz abdrehen könnte, als „erheblich“ ein. Käme ab jetzt gar kein russisches Erdgas mehr, könnten die Speicher nicht ausreichend für den Winter gefüllt werden. Im günstigsten Fall und wenn die Temperaturen nicht zu tief sinken, könnte Europa dennoch mit einem blauen Auge davon kommen.
Dafür müsse man aber „jetzt handeln“, warnt die EU-Kommission“. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen könnten die Folgen einer „plötzlichen Versorgungsunterbrechung um ein Drittel reduziert werden“. Heuer hat Russland erst knapp ein Drittel jener Gasmengen in die EU geliefert, die sonst in den Westen flossen.