Die Folgen der Coronakrise: Die Italiener vertrauen China eher als der EU
Die EU war für die meisten Europäer in der Coronakrise „irrelevant“: Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Brüsseler Think Tank European Council on Foreign Relations jetzt veröffentlicht hat.
In den neun größten EU-Ländern wurde abgefragt, wie die Union wahrgenommen wurde - die Autoren, Ivan Krastev und Mark Leonard, nennen das Ausmaß der Enttäuschung „verstörend“.
Kein Vertrauen in Alliierte
Gut zu sehen ist das an den Ergebnissen aus Italien, dem am stärksten in Mitleidenschaft gezogene EU-Land. 63 Prozent der Befragten dort meinen, die EU sei ihrer Verantwortung in der Krise überhaupt nicht oder nicht ausreichend gerecht geworden; auch in Frankreich sind 61 Prozent dieser Meinung. Beide Länder waren früh vom Virus getroffen, vor allem Italien hatte mehrfach den Wunsch nach mehr Unterstützung - etwa in puncto Schutzkleidung - geäußert.
Dass vor allem China schnell beim Helfen war, schlägt sich daher auch im Ergebnis nieder. In Italien sehen 25 Prozent Peking als stärksten Verbündeten in der Krise, während nur vier Prozent der EU als stärksten Partner vertrauen.
Generell überwiegt aber überall das Misstrauen in externe Player: In allen Ländern war die Mehrheit der Befragten überzeugt, dass überhaupt kein Alliierter an der Seite ihres Heimatlandes gestanden habe.
Skepsis gegenüber Experten
Spannend ist auch jener Teil der Umfrage, in dem das Vertrauen in Experten abgefragt wurde. In Spanien, Italien, Frankreich sind je mehr als 40 Prozent der Befragten der Meinung, dass die „Experten nicht alles sagen, was sie wissen“ - die Skepsis ist also sehr groß. In Polen sind sogar mehr als 50 Prozent dieser Meinung.
In Schweden hingegen, das ja einen speziellen Sonderweg verfolgt hat, ist der Anteil der Ungläubigen sehr gering - dort sind wiederum 61 Prozent der Meinung, dass man vom Wissen der Experten nur profitieren könne.