Guttenberg: Comeback auf Politbühne mit markigen Sprüchen
Das Gel ist aus den Haaren, der Hemdkragen offen: Karl-Theodor zu Guttenberg ist zurück. Zwar (noch) nicht in einem politischen Amt, aber als Wahlkampfhelfer der CSU. Im lässigen Sakko und selbstbewusst lächelnd betrat er am Mittwoch die Bühne der Stadthalle in Kulmbach, seinem Heimatort in Oberfranken. Mehr als 1.100 Menschen sind gekommen, um den ehemaligen Polit-Star zu sehen. Und der 45-Jährige weiß, was sie hören wollen: "Meine Heimat war, ist und wird immer dieses Oberfranken sein." Und für die vielen Kameras gibt es am Ende eine Umarmung mit Ehefrau Stephanie. Es ist fast so wie früher, als die beiden als Glamour-Paar der deutschen Politik galten. Das ist mehr als sechs Jahre her - und war vor der Plagiatsaffäre, die ihn zum Rücktritt zwang.
Plagiats-Affäre
Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte einen Bericht, in dem der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano Teile von Guttenbergs Doktorarbeit ein "dreistes Plagiat" nannte. Guttenberg soll zahlreiche Zitate aus anderen Arbeiten verwendet, aber nicht kenntlich gemacht haben. Der Minister bestreitete damals, bewusst abgeschrieben zu haben. Er bezeichnete den Vorwurf als "abstrus". Wenige Wochen später entzog ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel. Guttenberg räumte zwar Fehler ein, wollte aber im Amt bleiben. Der öffentliche Druck nahm zu. Im März gab er schließlich seinen Rücktritt bekannt. Wenige Tage später leitete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein. Im Abschlussbericht der Bayreuther Uni heißt es letztlich, Guttenberg habe vorsätzlich getäuscht. Die Familie zieht in die USA.
Geläutert
Markige Sprüche
Eine Stunde und 20 Minuten redet Guttenberg überwiegend über Außen- und Sicherheitspolitik - sein Steckenpferd. Und er wirbt um weiterhin gute Beziehungen zu den USA: "Nicht ganz Amerika besteht aus blonden Wüterichen." Deutschland dürfe nicht mit "Klugscheißerei und Besserwisserei" über den Atlantik blicken. Türkei, Nordkorea, Flüchtlingskrise, Europa - Guttenberg spricht mal ernsthaft, mal witzelt er. Das geschäftliche Engagement von SPD-Altkanzler Gerhard Schröder in Russland kritisiert er, Schröder ist für ihn "Gazprom-Gerd". Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lobt er - und ist ganz der Wahlkämpfer für die Union: "Das Land ist bei ihr in den besten Händen." SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist für Guttenberg lediglich "der Mann aus Würselen".
Er sei als "engagierter Bürger" hier, lässt Guttenberg lediglich wissen. Am Wahltermin am 24. September werde er schon wieder in den USA sein. Dort habe er sich ein neues Leben aufgebaut. Zum Abschied ruft er noch: "Gottes Segen und auf Wiedersehen."
- 16. Februar 2011: Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht einen Bericht, in dem der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano Teile von Guttenbergs Doktorarbeit ein "dreistes Plagiat" nennt. Guttenberg schließt Fehler beim Zitieren nicht aus, erklärt aber: "Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus."
- 18. Februar 2011: Guttenberg will bis zur Klärung der Vorwürfe durch die Uni auf seinen Doktortitel verzichten.
- 23. Februar 2011: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Titel. Der CSU-Politiker räumt im Bundestag ein, er habe eine "offensichtlich sehr fehlerhafte Doktorarbeit geschrieben", wolle aber Minister bleiben.
- 1. März 2011: Guttenberg erklärt angesichts wachsenden öffentlichen Drucks seinen Rücktritt. Wenige Tage später leitet die Staatsanwaltschaft Hof ein Ermittlungsverfahren ein.
- 11. Mai 2011: Die Uni Bayreuth veröffentlicht ihren Abschlussbericht. Guttenberg habe in seiner Arbeit vorsätzlich getäuscht, heißt es darin.
- 16. August 2011: Ehefrau Stephanie kündigt in der „Bild“-Zeitung an, die Familie werde für unbestimmte Zeit in die USA gehen.
- 23. November 2011: Die Staatsanwaltschaft Hof stellt das Verfahren ein. Zwar seien strafrechtlich relevante Urheberrechtsverstöße gefunden worden. Der wirtschaftliche Schaden für die Urheber sei aber gering. Guttenberg muss 20 000 Euro an die Deutsche Kinderkrebshilfe überweisen.