Der übersehene Krieg im Jemen
Nur wenn, wie am Wochenende, Bomben auf eine Trauerhalle niederdonnern und 140 Menschen getötet werden, finden die Gräuel im Jemen den Weg in die Nachrichten. Sonst ist wenig zu hören vom Krieg im ärmsten Land auf der arabischen Halbinsel. Einem Krieg an vielen Fronten, der in den vergangenen drei Jahren mindestens 10.000 Todesopfer gefordert und das Land, eineinhalb mal so groß wie Deutschland, in eine humanitäre Katastrophe getrieben hat.
Belagertes Land
Zuletzt war Safa Al Ahmad vor zehn Monaten im Land. "Seither wurde alles noch schlimmer. Und schon damals gab es in den Spitälern kaum noch Medikamente. In einer belagerten Stadt, die ich kurz besuchen durfte, lebten die Menschen nur noch von geschmuggelten Tomaten und Erdäpfeln. Die Stadt wird von den Hutis belagert, das ganze Land aber wiederum wird von Saudi-Arabien belagert."
Kein nahes Kriegsende
Ein absehbares Ende des Krieges im Jemen erwartet sie nicht. Dazu müsse erst Saudi-Arabien, das den Jemen als seinen Hinterhof betrachtet, aufhören zu bombardieren. Seit eineinhalb Jahren attackiert die Luftwaffe des saudischen Königshauses mit massiven Schlägen die jemenitische Hauptstadt Sanaa. Das Ziel: die aus dem Norden des Landes eingerückten Huti-Rebellen, die 2013 die Macht in der Hauptstadt übernommen haben, wieder zurückdrängen.
"Das Königshaus in Saudi-Arabien will, dass der von den Hutis gestürzte Präsident Hadi wieder die Regierung übernimmt", sagt Al Ahmad. "Und das ist für mich die Ironie an der Geschichte: Die Saudis pochen auf die Wiederrichtung der legitimen Regierung und der Demokratie – und glauben doch selbst gar nicht an Demokratie."
In den Jemen will die international preisgekrönte Journalistin, die auf Einladung des Vienna Institute for International Dialogue (VIDC) in Wien ist, bald wieder fahren, in ihre Heimat nicht. Wer Weg nach Saudi-Arabien ist ihr seit zwei Jahren versperrt, nachdem sie dort eine Dokumentation über Proteste gedreht hat. Seither wird ihr "Beihilfe zum Terrorismus" vorgeworfen. Seither, sagt die junge Frau, "lebe ich aus dem Koffer".