Der Heißsporn und der kühle Kopf reagieren auf Trumps Wutrede
Von Armin Arbeiter
"Ich werde den geistig umnachteten, senilen Amerikaner sicher und endgültig mit Feuer bändigen", tönte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Richtung des US-Präsidenten Donald Trump und heizte damit den verbalen Schlagabtausch zwischen Pjöngjang und Washington weiter an.
Er reagierte damit auf die Rede Trumps auf der UN-Generalversammlung, bei der der US-Präsident Nordkorea mit "völliger Vernichtung" gedroht hatte. Zusätzlich hatte Trump am Donnerstag weitere Sanktionen gegen das stalinistische Regime verhängt. Trumps Reaktion folgte prompt – auf Twitter schrieb er am Freitag: "Kim Jong-un, der offensichtlich ein Verrückter ist und dem es nichts ausmacht, seine eigenen Leute verhungern zu lassen, wird geprüft werden wie niemals zuvor!"
Krieg der Worte
Die Waffen in Nordkorea sind geladen und entsichert, doch es dürfte weiterhin bei verbalen Feuergefechten bleiben – zu viel stünde für beide Seiten auf dem Spiel.
Während Kim Jong-un hitzköpfig und aggressiv auf Trumps Drohungen reagierte, blieb ein anderer erstaunlich ruhig. Der iranische Präsident Hassan Rohani griff den US-Präsidenten in seiner UN-Rede hauptsächlich durch Seitenhiebe an: "Es wäre sehr schade, wenn das Abkommen von schurkischen Anfängern auf der politischen Bühne zerstört werden würde", sagte der Präsident in bestimmtem, aber unaufgeregtem Ton. Trump hatte den Iran zuvor als Schurkenstaat beschimpft und das Atomabkommen mit der Islamischen Republik als den "schlechtesten Deal, den Amerika geschlossen hat" bezeichnet.
Am Freitag verschärfte der als gemäßigt geltende Rohani seine Wortwahl: "Wir werden zur Abschreckung unsere militärische Stärke erhöhen", sagte er. Auch das iranische Raketenprogramm werde ausgeweitet. "Wir werden niemanden um Erlaubnis bitten, unser Land verteidigen zu können", fuhr Rohani fort. Die übrigen Staaten, die am Abkommen beteiligt sind – die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates und Deutschland – wollen den Pakt beibehalten. Wohl auch aus diesem Grund dürfte sich Rohani sicher genug fühlen, Trump zu kontern.
Außerdem läuft für Rohani derzeit alles nach Plan: Im Irak und in Syrien wächst der Einfluss Teherans zusehends, auch in Westafghanistan gewinnt er an Macht.
Scheitert das Abkommen, würde das die ohnehin instabile Region des Nahen und Mittleren Ostens noch unsicherer machen. Alle 90 Tage müssen die USA bescheinigen, ob der Iran seine Verpflichtungen im Programm einhält. Am 15. Oktober endet diese Frist, dann könnten die USA neue Sanktionen verhängen. Sollte das passieren, ist die Zukunft des Abkommens offen. Auch wenn die anderen Partner daran festhalten wollen, fiele mit den USA ein wichtiger Faktor weg.
Für Österreich hätte ein Ende des Deals negative Auswirkungen: Mehr als 200 österreichische Firmen sind seit dem Abkommen im Iran aktiv.