Politik/Ausland

Corona: Wie die Schweiz ohne harten Lockdown den Turnaround schafft

Noch in der Vorwoche hatte die Schweizer Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) Alarm geschlagen: Alle zertifizierten Intensivbetten des Landes seien "aktuell praktisch vollständig belegt". Im von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen Kanton Genf mussten schwerste Fälle von Covid-19-Erkrankten nur deswegen nicht abgewiesen werden, weil einige, stabile Patientien in andere Kantone verlegt werden konnten. Die Zahl der Neuinfektionen in Relation zur Bevölkerung lag klar über der in Österreich. Jetzt steht die Schweiz in der Hinsicht besser da. Auch Covid-Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, gehen leicht zurück, die Todeszahlen stabilisieren sich. Und das ohne landesweiten, harten Lockdown.

Wie geht das? Selbst Experten haben keine abschließende Antwort. Die Ursache sei wohl ein Mix aus Eigenverantwortung, zu der die Regierung die Menschen ermutigte, und regionalen, einschneidenden Maßnahmen, wie etwa im Kanton Genf, wo Maßnahmen ergriffen wurden wie in Österreich. So äußerte sich jedenfalls die Intensivmedizinerin und Präsidentin der SGI, Antje Heise.

"Bewusst Risiko eingegangen"

"Wir sind bewusst ein gewisses Risiko eingegangen, weil wir eine Güterabwägung gemacht haben", sagte Finanzminister Ueli Maurer von der rechtsnationalen Schweizerischen Volkspartei (SVP) in einem Interview. Nicht nur die Gesundheit sei wichtig, auch die Wirtschaft müsse leben. Dieser Ansatz stieß bei den Eidgenossen auf Zustimmung, wie auch eine Umfrage Anfang November zu Tage förderte. Dabei befürchteten mehr Menschen im Land eine Wirtschaftskrise (32 Prozent) als einen Kollaps des Gesundheitswesens (23 Prozent).

Mittelweg

Die Vermutung liegt nahe, dass die Schweizer aus diesem Grund den Mittelweg der Regierung breit mittragen - und sich an die empfohlenen Schutzmaßnahmen halten, die wohl zu diesem Turnaround geführt haben.