Politik/Ausland

Merkel geht beschwingt in den Sommer

Die Laune, mit der die deutsche Kanzlerin zum EU-Rat nach Brüssel gefahren war, wurde aus ihrer Umgebung als heiter gelassen beschrieben. Denn da warteten keine für Angela Merkel unangenehmen Themen: Frankreichs und Großbritanniens ritueller Streit ums Budget deckte manch anderes zu. Der Kompromiss mit dem EU-Parlament erforderte nur so winzige Abstriche, dass sie sogar dem deutschen sozialdemokratischen Parlamentspräsidenten Schulz die Genugtuung in den TV-Nachrichten gönnte. Und die sechs EU-Milliarden für die von den Südländern instrumentalisierte Jugendarbeitslosigkeit sind angesichts des EU-Gesamtbudgets „Peanuts“.

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Noch besser war Merkels Laune sichtlich am Freitag nach der Rückkehr: Das ZDF-Politbarometer hatte als zweites Institut nach Forsa ihrer CDU den höchsten Umfragewert seit der Wahl 2009 konstatiert – und der SPD den tiefsten seit zwei Jahren. Deren Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sackt immer weiter ab. Dass die FDP zwar am 22. September wohl wieder in den Bundestag kommt, es aber mit ihr wohl doch nicht zum Weiterregieren reicht, beschwingt die CDU-Chefin zusätzlich – entgegen öffentlichen Wahlkampf-Beteuerungen. Sie hofft laut ihrer engen Umgebung wieder auf eine Große Koalition mit einer dezimierten SPD.

Nicht nur wegen der vielen Enttäuschungen mit den Liberalen, sondern weil nur mit der SPD das Land regierbar bleibt: Rot-Grün kann mit seiner Zweidrittel-Mehrheit in der Länderkammer jedes wichtige Gesetz blockieren – und tat das schon bisher. Damit die SPD und ihr Steinbrück im intensiver werdenden Wahlkampf nicht noch aggressiver werden, winkt ihnen Merkel nun immer öfter mit der Koalitionsoption von Schwarz-Grün. Denn in Berlin ist bekannt, dass deren starker Mann Jürgen Trittin sogar seine widerspenstige Partei zu der bringen würde, nur um seine letzte Chance zum Vizekanzler zu wahren.