Politik/Ausland

Brasilien vor Amtsantritt Bolsonaros: „Jahre des Widerstandes“

Nach der Wahl des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro zum Präsidenten Brasiliens geht es für die indigene Bevölkerung ums Ganze. Das meint Douglas Krenak vom Volk der Krenak: „Bolsonaro sagte, dass er uns Ureinwohnern keinen Zentimeter Land überlassen will. Das könnte das Aus für viele Zonen sein, die wir von früheren Regierungen zugesprochen bekamen“, so der 35-Jährige, der auf Einladung der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar in Wien weilte, zum KURIER.

Krenak, der alle Indigenen im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vertritt, erkennt vor allem ökonomische Motive in den Absichten des designierten Staatschefs: „Gerade in meinem Bundesstaat gibt es viele Bodenschätze (minas gerais heißt auf Deutsch allgemeine Minen), unter anderem auch Gold. Die Böden eignen sich aber auch für extensive Landwirtschaft“, führt der junge kräftige Mann aus, der den ganzen Körper mit Ausnahme der Hände und des Gesichts bemalt hat – als Zeichen dafür, dass er sich im Widerstand befindet.

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Auf Straße angepöbelt

Auch große Gebiete im Amazonasbecken seien bedroht, eine beschleunigte Abholzung sei wahrscheinlich. Zudem wirft der Aktivist Bolsonaro einen „tiefen Hass“ auf alle Indigenen vor. Dieser würde aber auch Schwarze und Homosexuelle treffen. Und Frauen würde er als minderwertig erachten.

Letzteres, so die brasilianische Rechtsanwältin Leticia Soares Peixoto Aleixo, 30, habe im Alltag schon praktische Auswirkungen – wie sie am eigenen Leib leidvoll erfahren musste: „Nach dem Wahlsieg Bolsonaros (28. Oktober) hat mich auf offener Straße ein Mann ungut angemacht. Ich habe gekontert und zu ihm gesagt ,So redest Du nicht mit mir‘. Daraufhin brüllte er mich an und meinte: ,Warte nur, bis Bolsonaro im Amt ist, dann habe ich eine Waffe. Und dann redest Du nicht mehr so mit mir‘.“ Hintergrund: Der designierte Staatschef will den Besitz und das Tragen von Waffen liberalisieren, Experten befürchten, dass dadurch die Zahl der Gewaltverbrechen drastisch steigen könnte.

 

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Auch sonst sehen der Indigene und die Juristin düstere Zeiten auf ihre Heimat zukommen. Vor allem die befürchtete Militarisierung bereitet ihnen große Sorgen. „Wir werden eine Regierung haben, in der das Militär den Ton angeben wird – Bolsonaro selbst hat ja gesagt, dass er Ministerien mit Generälen besetzen wird (auch dem Verteidigungsressort, das traditionell von Zivilisten geleitet wurde, wird künftig ein General vorstehen). Bolsonaros Vize ist ebenfalls ein General, der künftige Staatschef nur Hauptmann der Reserve. Und wer die Hierarchie in dieser Organisation kennt, weiß, wer da wem Befehle erteilt und wer zu gehorchen hat...“, analysiert Leticia Soares Peixoto Aleixo.

Abfinden mit der Situation wollen sich die beiden Aktivisten aber nicht. „Es liegen Jahre des Widerstandes und des Kampfes vor uns“, sagen sie. Und Krenak, der stolz auf seine Herkunft ist, ergänzt: „Wenn aller Dialog nichts nützt, das Land im rechten Chaos unterzugehen droht und es ums Leben geht, ist auch bewaffneter Widerstand legitim.“