Reaktionen: "Boris Johnsons schwere Stunde"
Der an Covid-19 erkrankte britische Premierminister Boris Johnson liegt noch immer auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses. Der Premier hatte seine Infektion mit dem neuartigen Erreger bereits am 27. März öffentlich gemacht. Am Sonntag war er dann zu Untersuchungen in das St. Thomas' Hospital gebracht worden - "für einige Routinetests", teilte Johnson selbst mit. Einen Tag später verlegte man ihn auf die Intensivstation.
Johnsons Zustand dominiert auch in den britischen Medien. Er würde nicht künstlich beatmet werden, schreibt The Guardian. Wie die britische Times erfahren haben will, erhält der Regierungschef vier Liter Sauerstoff über eine Maske.
Kritik gibt es indessen an der Informationspolitik der Regierung. Laura Kuenssberg von der BBC kritisiert, dass der Bevölkerung "sehr, sehr wenige Informationen" über den wahren Zustand des Premierministers mitgeteilt werde. Dass Johnsons Außenminister (Dominic Raab, Anm.) zum Stellvertreter berufen wurde, habe gezeigt, dass sich "etwas wichtiges" geändert habe.
Die italienische Zeitung La Repubblica schreibt von "Boris Johnsons schwerer Stunde", findet aber ebenfalls, dass viele Dinge nicht ganz zusammenpassen. "Downing Street sprach zunächst von einem vorsorglichen Klinikaufenthalt. Aber wenn es nicht dringend war und es sich um keinen Notfall handelte, warum hat man ihn dann während der Rede der Königin ins Krankenhaus gebracht und es dem Land einige Minuten später mitgeteilt? Eigentlich sollte es ein Sonntag der Hoffnung für die Briten sein, geleitet von den Worten von Elizabeth II. Stattdessen geschah das Gegenteil. Johnsons Krankenhausaufenthalt nahm der Königin viele Schlagzeilen weg. Es herrscht eine kollektive Unsicherheit im Land."
Die britische Times ortet zudem einen enormen Druck auf die Regierung. "Und zwar nicht nur in den kommenden Wochen, wenn das Land auf das zusteuert, was dann hoffentlich hinsichtlich der Zahl der Toten und der Neuinfektionen der Höhepunkt der Krise sein wird, sondern auch in den kommenden Monaten, wenn nach einem Ausweg aus dem derzeitigen Lockdown gesucht wird, der die Wirtschaft für viele Jahre zu lähmen droht."
"Gute Besserung, Boris"
In Großbritannien zeigten sich viele Menschen schockiert von Johnsons gesundheitlicher Entwicklung. Finanzminister Rishi Sunak teilte via Twitter mit, dass seine Gedanken bei Johnson und dessen schwangerer Verlobter Carrie Symonds sind. Der neue Labour-Chef Keir Starmer sprach von "schrecklich traurigen Nachrichten". Und: "Die Gedanken des ganzen Landes sind beim Premierminister und seiner Familie in dieser schwierigen Zeit."
Die Spitzen der EU-Institutionen haben ihm ebenfalls gute Besserung gewünscht. "Meine Gedanken sind heute Abend bei Premierminister Boris Johnson und seiner Familie", schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am späten Montagabend auf Twitter. Sie wünsche dem an Covid-19 erkrankten Politiker schnelle und vollständige Genesung.
Ähnlich äußerte sich EU-Ratschef Charles Michel: "Unsere Gedanken sind in dieser schwierigen Zeit bei seiner Familie und dem britischen Volk", schrieb der Belgier. "Gute Besserung, Boris." Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schloss sich den Wünschen um schnelle Genesung an. "Viel Kraft, Boris, und werde bald gesund", twitterte er.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschte dem Premierminister viel Kraft und gute Besserung. Sie hoffe, dass Johnson das Krankenhaus bald wieder verlassen könne, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert.
"All meine Unterstützung für Boris Johnson, seine Familie und das britische Volk in dieser schwierigen Zeit. Ich wünsche ihm, dass er diese Tortur schnell überwindet", schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Genesungswünsche kamen auch von unerwarteter Seite: Obwohl das politische Verhältnis zwischen Moskau und London seit Jahren extrem angespannt ist, schickte der russische Präsident Wladimir Putin ein Telegramm: "Ich bin überzeugt, dass Ihre Energie, Ihr Optimismus und Sinn für Humor dabei helfen, die Krankheit zu besiegen", schrieb Putin nach Kremlangaben an Johnson.
Trump bietet Unterstützung an
Aus den USA kam prompt ein Vorstoß an Unterstützung. "Wir werden sehen, ob wir helfen können", ließ US-Präsident Donald Trump wissen. Er deutete an, dass es um die Behandlung mit Medikamenten geht, die noch nicht für die Behandlung einer Erkrankung mit dem Coronavirus zugelassen sind. Der Regierungschef sei ein "sehr guter Freund von mir und ein Freund unserer Nation", so Trump. Und: "Die Amerikaner beten alle für seine Genesung."