Bilder belegen: Wie China die Denkmäler der Uiguren zerstört
Bis zu 1,8 Millionen muslimische Uiguren sind oder waren in chinesischen Internierungslagern eingesperrt. Der deutsche China-Experte Adrian Zenz spricht von einem "kulturellen Genozid": "Als Wissenschaftler hat man die Verantwortung, vorsichtig zu sein, was man sagt, aber auch, das Kind beim Namen zu nennen. Das, was in Xinjiang passiert, muss man so nennen", sagte er dem KURIER.
China bestreitet die Vorwürfe. Ins Ausland gespielte und am Sonntag vom Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten veröffentlichte geheime Dokumente der Kommunistischen Partei (KP) aus den Jahren 2017 und 2018 belegen die systematische Verfolgung jedoch.
Zudem beweisen Satellitenbilder, wie Moscheen und islamische Friedhöfe in den vergangenen Jahren systematisch zerstört worden sind. Mithilfe bekannter Koordinaten von Gebäuden lässt sich im Vergleich von Archivaufnahmen und aktuellen Bildern auf Google Earth die Zerstörung belegen.
Ein prägnantes Beispiel ist das ehemalige Friedhofsareal in Aksu:
Friedhof in Aksu: 2011/2019
Während andere Gedenkstätten etwa Parkplätzen wichen oder brach liegen, zeigt der riesige, muslimische Friedhof, mit welchem Zynismus das chinesische Regime vorgeht. Er ist heute ein "Happiness Park": also eine Grünfläche samt Teich. Selbst eine grinsende Pandabär-Statue durfte nicht fehlen.
Zerstörung und Internierung betreffen die Region Xinjiang, in der etwa 24 Millionen Menschen leben. Unter ihnen: Elf Millionen Uiguren und 9,5 Millionen Han-Chinesen. Der islamische Glaube der Uiguren ist China ein Dorn im Auge: Die turkischstämmige Bevölkerung wird als Terrorgefahr gesehen. Aus den Internierungslagern wird nur entlassen, wer dem Islam abschwört, Mandarin-Chinesisch lernt und den chinesischen Treueeid ablegt.
Xinjiang ist Chinas sechstgrößte Provinz. Die Uiguren stellen eine Mehrheit der Bevölkerung und verfolgen Autonomiebestrebungen. Die chinesische Regierung lehnt das ab. Deshalb werden Uiguren nicht nur interniert, respektive ihre Denkmäler zerstört, sondern seit den 1990er-Jahren auch weitere Han-Chinesen angesiedelt. Eine ähnliche Strategie verfolgt Peking in Tibet.
Islamisch dominierte Staaten schweigen
Als einzige islamische Nation hat bisher die Türkei in Person von Präsident Recep Tayyip Erdoğan Stellung bezogen, der das chinesische Vorgehen in Xinjiang als "große Schande für die Menschheit" bezeichnete und eine "Schließung der Konzentrationslager" forderte. Bei einer Chinareise im Juli zeigte sich Erdoğan dann plötzlich diplomatisch. Es sollten "die Empfindlichkeiten beider Seiten" respektiert werden, so der türkische Präsident.
Ansonsten fehlen kritische Stimmen aus dem islamischen Raum. Pakistan, der Iran, Saudi-Arabien, Ägypten oder auch Algerien schweigen. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman lobte Chinas Vorgehen gar und sprach von einem "Deradikalisierungsprogramm".
Und die EU-Staaten? Auch sie halten sich mehrheitlich mit klarer Kritik an der Wirtschaftsmacht China zurück. Dazu meint Zenz: "Bei China wird deutlich, ob wir bereit sind, den Preis zu zahlen. Wenn wir Menschenrechtsverletzungen anprangern, kostet das was."
Zerstörung muslimischer Denkmäler in Xinjiang
Moschee in Urumqi: 10.3.2018/29.8.2019
Friedhof in Hotan: 11.3.2017/16.6.2019
Moschee in Qarqan, 17.4.2016/28.1.2019
Moschee in Dorbujun, 5.5.2017/21.1.2019
Moschee in Keriya: 11.3.2017/29.6.2019
Moschee in Kargilik: 16.3.2010/16.5.2019
Moschee in Qilanke: 7.6.2015/29.8.2019
Moschee in Aksu: 2009/2019