Von Abtreibung bis Tarantino: Das ABC zur US-Wahl
Von Walter Friedl
A wie Abtreibung
Schwangerschaftsabbrüche spalten in den USA seit je her die Gesellschaft. Dementsprechend ist das Thema auch immer Teil jeder Wahlkampfauseinandersetzung. Die Demokratin Kamala Harris ist klar für das Recht auf Abtreibung, ihr Rivale Donald Trump hatte sich zunächst gegen derartige Abbrüche ausgesprochen, ruderte dann aber etwas zurück, weil er um die Stimmen der Frauen fürchtet. Pikant: Trumps Ehefrau Melania hat sich für das Recht auf Abtreibung stark gemacht.
B wie Bible Belt
Der so genannte „Bibelgürtel“ erstreckt sich über einige Südstaaten, im Wesentlichen von Texas östlich bis zu den Küsten-Bundesstaaten wie North und South Carolina oder Florida. Die Menschen dort sind stark religiös geprägt und tendieren eher zu den Republikanern.
C wie Carter
So alt wie der 39. Präsident der USA (1977-1981) wurde keiner der Amtsträger vor oder nach ihm. Der sehnlichste Wunsch des 100-Jährigen, noch einmal seine Stimme für die Demokraten abzugeben, ging in Erfüllung.
D wie Demokraten
Sie stellen mit Joe Biden den aktuellen US-Präsidenten, der vor vier Jahren Donald Trump knapp besiegen konnte, was der Republikaner nie anerkannt hat. Am am 6. Jänner 2021, stachelte Trump seine Anhänger auf, das Kapitol zu stürmen. Die große Frage: Was passiert, wenn er heuer gegen die bisherige Vize-Präsidentin Kamala Harris unterliegen sollte?
E wie Esel und Elefant
Der Dickhäuter (Symbol für Stärke) ist das Wappentier der Republikaner, der oft als störrisch beschriebene Esel (Symbol für Eigensinn) das der Demokraten.
F wie Fernsehduelle
Die erste Konfrontation, in der noch Joe Biden gegen Donald Trump in den Ring gestiegen war, geriet zum Desaster für den 81-jährigen Präsidenten. Nach langem Ringen überließ er Kamals Harris das Feld für die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Die schlug sich erwartungsgemäß gut und hatte laut Kommentatoren das bessere Ende für sich.
G wie Guns, also Waffen
Im Vorjahr gab es 656 Massenschießereien (mit jeweils mindestens vier Toten oder Verletzten), also fast zwei pro Tag. Demokraten drängen stets auf eine Einschränkung des Waffenbesitzes, Republikaner sind strikt dagegen und wissen da die mächtige Nationale Rifle Association (NRA) hinter sich.
H wie Hurrikans
Gleich zwei verheerende Wirbelstürme mit weit mehr als 200 Toten suchten im Herbst die USA heim. Die Naturkatastrophen wurden schnell zum Politikum. Trump warf dem Weißen Haus Versagen vor.
I wie Inauguration
Traditionell wird der US-Präsident/die US-Präsidentin am 20. Jänner (nach der Wahl im November) mit großem Zeremoniell ins Amt eingeführt.
J wie Justiz
Diese ist wegen mehrerer mutmaßlicher Delikte hinter Donald Trump her, in einem Fall (Verheimlichung von Schweigegeldzahlungen an den Ex-Pornostar Stormy Daniels, mit dem er eine Affäre hatte) wurde er bereits verurteilt. Das Strafausmaß wird erst nach der Wahl bekannt gegeben.
K wie Kongress
Das US-Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Senat (100 Mitglieder) und dem Abgeordnetenhaus (435 Mitglieder). Am 5. November werden alle Mandatare des Repräsentantenhauses neu gewählt und 35 der Senatoren.
L wie Latinos
Mit gut 60 Millionen stellen sie die größte Minderheit in den USA. Sie machen fast 20 Prozent der Bevölkerung aus – und sind daher eine wichtige Wählergruppe.
M wie Migration
Auch das war ein heißes Thema im Wahlkampf, zumal Kamala Harris als Vize-Präsidentin dafür zuständig war. Donald Trump feuerte aus allen Rohren, warf ihr vor, „Mörder mit schlechten Genen“ ins Land gelassen zu haben und versprach im Fall seines Wahlsieges Massendeportationen.
N wie Nahost
Die Spannungen in der Region und das Vorgehen Israels ist vor allem für die Demokraten eine große Belastung. Sie brauchen (auch) die Stimmen der arabisch-stämmigen Wähler. Präsident Joe Biden konnte Israels Premier Benjamin Netanjahu aber nicht von seinem Kriegskurs abbringen. Ex-US-Präsident Trump, der in seiner Amtszeit Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat, steht hingegen voll hinter Israel.
O wie Obama
Der frühere US-Präsident (2009-2017), der erste Schwarze in dem Amt, rührte zuletzt massiv die Wahltrommel für Kamala Harris.
P wie Pets, also Haustiere
Seine Fremden- und Migrantenfeindlichkeit stellte Donald Trump in Ohio unter Beweis. Er sagte dort wider besseres Wissen, dass Einwanderer aus Haiti ihre Hunde und Katzen essen würden. Fake News.
Q wie Quentin Tarantino
Im Gegensatz zu Elon Musk engagierte sich der Filmemacher für die Demokraten und machte sich für Kamala Harris stark. Schon 2016 hatte er die Demokratin Hillary Clinton unterstützt – die dann Donald Trump unterlag.
R wie Republikaner
Die Grand Old Party ist fest im Griff von Donald Trump. Kaum jemand traut sich aus der Deckung, um gegen ihn aufzutreten. Große Ausnahme: Liz Cheney, die Tochter von Ex-Vize-Präsident Dick Cheney, der unter Georg Bush jun. diente. Sie rief ebenso wie ihr Vater zur Wahl von Harris auf.
S wie Spenden
Kamala Harris sammelte mit rund einer Milliarde Dollar mehr als doppelt so viel Geld für ihren Wahlkampf wie Donald Trump, der auf etwa 400 Millionen Dollar kam.
T wie Teuerung
Auch in den USA war die Inflation in den vergangenen Jahren ein großes Thema. Vom Höhepunkt 2022 mit rund neun Prozent ging sie zuletzt allerdings wieder auf rund zwei Prozent zurück. Viele machen die aktuelle Administration dafür verantwortlich, dass sie sich viele Dinge nicht mehr leisten können.
U wie Ukraine
Obwohl Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij vor der Wahl in den USA traf, hält er nicht viel von der Performance der Ukrainer im Krieg gegen Russland. Er, so sagt er, würde die Militärhilfen an die Ukraine kappen, weil er ohnehin den Waffengang binnen 24 Stunden beenden könnte. Kamala Harris steht hingegen unverrückbar hinter Kiew und will die militärische Unterstützung weiterführen.
V wie Vize-Präsidenten
Im Regierungsalltag haben sie nicht viel zu sagen. Ihre große Stunde schlägt, wenn ihre Chefs ausfallen oder sterben, dann übernehmen sie die Geschäfte. Im Fall von Harris wäre das Tim Walz, im Fall von Trump J. D. Vance.
W wie Wahlrecht
In den USA gewinnt nicht zwingend derjenige/diejenige, der/die am meisten Stimmen erhält, sondern am meisten Wahlmänner/-frauen. Diese sind von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich, je nach Bevölkerungsgröße – so hat South Dakota nur 3, Kalifornien hingegen 55. Und es gilt: Wer auch nur eine Stimme vorne liegt, erhält alle Wahlleute-Stimmen (the winner takes it all).
X wie X, die frühere Kurznachrichtenplattform Twitter
Chef Elon Musk schlug sich mit seinem Portal ganz auf die Seite Trumps, trat bei Wahlkampfveranstaltungen an dessen Seite auf – und nutzte X, um seinen Favoriten zu befördern.
Y wie Yankees
So werden (teils abwertend) die Amerikaner genannt. Ursprünglich wurden so die Bewohner Neuenglands im Norden der Vereinigten Staaten genannt. Während des amerikanischen Bürgerkrieges bezeichneten die Südstaatler die Nordstaatler als Yankees. Außerdem gibt es die "New York Yankees" (ein Baseballteam).
Z wie Zölle
Trump will die US-Wirtschaft insofern schützen, als er Importzölle für alle Waren in der Höhe von bis zu 20 Prozent einführen will – was auch Europa hart treffen würde. Chinesische Produkte will er gar mit 60 Prozent besteuern, Autos aus Mexiko mit 200 Prozent oder mehr. Harris ist dagegen, wobei auch die jetzige US-Administration etwa Importzölle für E-Autos aus China eingeführt hat.