Bericht: Halbe Million Uiguren zum Baumwollpflücken gezwungen
Ein großer Teil der chinesischen Baumwolle kommt aus Xinjiang. Mehr als ein Fünftel der weltweiten Baumwollproduktion findet hier statt. Gepflückt wird von September bis November. Von Hand.
Bis 2014 rekrutierten die Kooperativen vor allem Saisonarbeiter aus westlichen und zentralen Provinzen der Volksrepublik, die freiwillig für drei Monate zur Ernte nach Xinjiang kamen.
Doch laut einer Recherche der Süddeutschen Zeitung spart sich China jetzt die billigen Arbeitskräfte. Denn gepflückt wird mittlerweile hauptsächlich von Uiguren. Die muslimische Minderheit, die vor allem in der Provinz Xinjiang zuhause ist und seit Jahren von der Regierung verfolgt wird.
Polizeistaat und Umerziehung
Xinjiang wird seit Jahren wie ein Polizeistaat geführt. Hunderttausende Uiguren befinden sich laut internationalen Medienberichten in Lagern, wo sie arbeiten müssen oder umerzogen werden. Dort wird nicht nur Hochchinesisch gelernt, die Uiguren werden zudem gezwungen, patriotische Lieder zu singen oder der Kommunistischen Partei zu huldigen.
Überwacht werden sie in der gesamten Provinz bis in den privatesten Bereich. Zudem soll der China-Forscher Adrian Zenz nun herausgefunden haben, dass Angehörige der uigurischen Minderheit in großem Stil zum Pflücken von Baumwolle gezwungen werden.
Zenz hat dazu im Auftrag des Center for Global Policy in Washington öffentliche Aufzeichnungen und Berichte ausgewertet, die belegen sollen, dass es hierfür ein staatlich angeordnetes „Arbeitsprogramm“ gibt, das Menschen teils gegen ihren Willen zum Baumwollpflücken verpflichtet. Demnach sollen in diesem Jahr mehr als 500.000 Uiguren auf den Baumwollfeldern Chinas gearbeitet haben.
Untergebracht wurden sie demnach für diese Zeit in Wohnheimen, während ihre Kinder in staatlichen Einrichtungen wie Kinderheimen untergebracht werden. In den Heimen werden sowohl die Arbeiter, als auch die Kinder überwacht.
"Zwangsarbeit gibt es nicht"
„Es gibt keine sogenannte Zwangsarbeit“, empört sich ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums im Artikel der Süddeutschen Zeitung. Alle Arbeitsverhältnisse in China kämen auf freiwilliger Basis zustande. Doch laut Berichten sollen die Arbeiter von Regierungsmitarbeitern eindringlich gezwungen werden, sich „freiwillig“ zu melden.
Präsident Xi Jinping hatte versprochen, die weit verbreitete Armut in China bis Ende 2020 auszurotten. Dafür hatte seine Partei ein staatliches Arbeitsprogramm entwickelt.
In der riesigen Provinz Xinjiang hatte es immer wieder ethnische Unruhen gegeben. Lange versuchten die lokalen Behörden, den Unruhen vor allem mit wirtschaftlicher Entwicklung entgegenzuwirken.
Doch der Präsident änderte die Strategie und verordnete eine „ideologische Heilung“ der muslimischen Minderheiten an und forderte die Beamten auf, „keine Gnade“ zu zeigen. „Minderheiten in Lohnberufen unterzubringen, ist ein Kernelement der staatlichen Strategie, zwangsweise traditionelle Gesellschaftsformen zu verändern", sagt Zenz.