Politik/Ausland

Krawalle bei Protesten in Italien und Spanien

In mehreren spanischen Städten hat es in der Nacht auf Samstag gewalttätige Demonstrationen gegen neue Corona-Beschränkungen gegeben. Medien zufolge wurden bei Unruhen vor allem in Barcelona, aber auch in Bilbao, Burgos, Santander und Valencia insgesamt 29 Polizisten und sieben Demonstranten leicht verletzt sowie 32 Menschen festgenommen. Auch in italienischen Städten kam es zu Ausschreitungen.

Im Zentrum Barcelonas lieferten sich nach einer friedlichen Demonstration mehrere Hundert Menschen und die Polizei bis spät in die Nacht Straßenschlachten, wie die Zeitung "La Vanguardia" und das staatliche Fernsehen RTVE berichteten. Die Polizei machte vor allem Rechtsextreme für die Gewalt in der Touristenmetropole verantwortlich.

Alle Inhalte anzeigen

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die Polizei mit Pflastersteinen beworfen wurde, Müllcontainer brannten und Barrikaden errichtet wurden. Medien berichteten auch von zwei geplünderten Geschäften, während Anrainer die Demonstranten von ihren Balkonen aus beschimpft hätten.

Die Polizei machte vor allem rechte Hooligans von der berüchtigten Fangruppe "Boixos Nois" (Verrückte Jungs) des Fußballvereins FC Barcelona für die Gewalt verantwortlich. In der Stadt Vilafranca del Penedes im Süden Kataloniens hätten 120 junge Leute "Freiheit" von den Corona-Maßnahmen gefordert und versucht, das Rathaus zu stürmen, schrieb "La Vanguardia".

Spanien schließt neuen Total-Lockdown aus

Trotz neuer Infektionsrekorde will Spanien die Pandemie ohne einen neuen Lockdown mit einer extrem strengen Ausgangssperre eindämmen. Eine totaler Lockdown, wie er im Frühjahr im Corona-Hotspot monatelang herrschte, sei im neuen Notstandsdekret auch nicht vorgesehen, erklärte Gesundheitsminister Salvador Illa.

"Und ich bin davon überzeugt, dass eine totale Ausgangssperre dank der aktuellen Maßnahmen auch nicht nötig sein wird", betonte der Minister am Freitag vor Journalisten in Madrid.

Mit 25.595 Neuinfektionen binnen 24 Stunden wurde unterdessen der höchste Wert seit Ausbruch der Pandemie verzeichnet. Die Gesamtzahl der Ansteckungen mit dem Virus SARS-CoV-2 nähert sich damit im 47-Millionen-Einwohner-Land der Marke von 1,2 Millionen. In Westeuropa weist nur Frankreich einen höheren Wert auf, in Deutschland gab es bisher rund eine halbe Million Fälle.

Die Zahl der Menschen, die in Spanien mit Covid-19 starben, stieg um 239 auf insgesamt 35.878. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wurde mit 234 angegeben. In Österreich liegt der Sieben-Tages-Wert derzeit bei 278 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Schwere Ausschreitungen in Italien

Auch in der italienischen Stadt Florenz kam während einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung am Freitagabend zu Zusammenstößen mit der Polizei. Medienberichten zufolge versammelten sich rund 200 Menschen im Zentrum der Renaissance-Stadt.

Einige der Protestierenden warfen laut der Nachrichtenagentur AFP Molotowcocktails, Flaschen und Steine, stießen Mülltonnen um und zerstörten Sicherheitskameras. Die Polizei nahm rund 20 Teilnehmer fest. Bürgermeister Dario Nardella sprach am Samstagmorgen im Onlinedienst Facebook von einer "surrealen, schrecklichen und schmerzhaften Nacht".

Auch im etwa 80 Kilometer entfernten Bologna gingen mehrere hundert Menschen, darunter Fußball-Hooligans, auf die Straße. Einige zeigten dabei laut einem Bericht der Tageszeitung "La Repubblica" faschistische Gesten. In den vergangenen Tagen hatte es bereits in mehreren Städten Italiens - darunter Rom, Mailand, Neapel und Turin - teils gewaltsame Proteste gegen die neuen Corona-Beschränkungen gegeben.

Regierungschef Giuseppe Conte hatte angesichts steigender Infektionszahlen neue landesweite Beschränkungen erlassen - unter anderem mussten Kinos und Theater schließen. Zudem erwägt die Regierung Medienberichten zufolge einen erneuten Lockdown für die größten Städte des Landes, darunter Mailand, Rom und Neapel.

Italien hatte am Freitag mit mehr als 31.000 Fällen eine Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen gemeldet. Insgesamt wurden dort bisher fast 650.000 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus registriert, mehr als 38.000 Menschen starben.

Alle Inhalte anzeigen