Politik/Ausland

Barbados - Homeoffice im Paradies

Die Aussicht auf einen Arbeitsplatz am Sandstrand mit Blick auf den Ozean scheint verlockend. Warum nicht dem Herbst und Winter entfliehen und sein Homeoffice in die Karibik verlegen?

Das dachte sich auch Mia Amor Mottley, die 54-jährige sozialdemokratische Premierministerin von Barbados. Sie wirbt für ein neues Arbeitsvisum, das bis zu einem Jahr gültig sein soll. Familienmitglieder sind selbstverständlich ebenfalls herzlich willkommen.

Mit dieser Maßnahme will Mottley die Wirtschaft ihres Landes in Corona-Zeiten über den Winter bringen. Das „Barbados Welcome Stamp Visum“ kostet umgerechnet 830 Euro für eine Einzelperson und 1.250 Euro, wenn man mit Familie einreist. Die Visuminhaber müssen dann auch keine Einkommenssteuer bezahlen.

Dazu muss man nur ein Online-Formular herunterladen: www.barbadoswelcomestamp.bb. Bei der Einreise genügt dann ein höchstens 72 Stunden altes Corona-Testergebnis, oder man wird am Flughafen für 150 Euro getestet.

Mia Amor Mottley sieht das alles ziemlich pragmatisch: „Bisher kamen Besucher für bis zu drei Wochen oder einem Monat zu uns. Warum sollten sie nicht hier arbeiten und von unseren Vorteilen profitieren? Wir geben ihnen die Sicherheit, dass dies möglich ist.“

Glasfaser-Internet

Barbados wirbt mit dem schnellsten Glasfaser-Internet und dem besten Handynetz der Karibik. In der Hauptstadt Bridgetown freut man sich über die große Resonanz. Denn auch an Wohnmöglichkeiten mangelt es nicht: Von günstigen Studios in der Stadt bis zu luxuriösen Villen am Strand ist alles vorhanden. Außerdem stehen die meisten Hotels leer.

Die findige Premierministerin, die gleichzeitig auch Finanz- und Wirtschaftsministerin ist und die innere Sicherheit verantwortet, hat allerdings auch einige Kritiker im Land.

Simon Naitram, Sprecher der Wirtschaftstreibenden, fürchtet etwa, dass der Einkommensnachweis, der bei den Visa-Ansuchen verlangt wird, zu hoch angesetzt ist. Derzeit liegt er bei 100.000 Barbados-Dollar, das sind umgerechnet 41.538 Euro pro Jahr. Er forderte drastische Nachbesserungen. Die Regierung zeigt sich verhandlungsbereit.

Sonst fürchtet Simon Naitram, dass nur reiche Internet-Nomaden auf die Insel ziehen werden und höchstens ein paar Kindermädchen und Hausangestellte einen Job bekommen. Doch prinzipiell findet auch er die Idee seiner Premierministerin hervorragend: „Sie ist auf dem richtigen Weg.“

Auch die Zahl der Corona-Fälle auf der Insel hält sich mit 152 bestätigten Fällen, 122 Genesenen und sieben Toten in Grenzen. Die Spitäler sind okay.

Programmierer

Bleibt die Frage, welche Berufsgruppen überhaupt ihr Homeoffice ans andere Ende der Welt verlegen können? Selbstständige Programmierer vermutlich, Freiberufler, einige Start-up-Unternehmer, die aber sicher nicht so hohe Sicherheiten bieten können.

Barbados gilt als eine der sichersten Karibik-Inseln mit guter Infrastruktur. Im karibischen Vergleich gehört Barbados zu den etwas teureren Inseln, das tägliche Leben ist aber im Vergleich zu Österreich günstiger. Die Insel ist immer noch „very british“, der Nationalsport ist Kricket.