Bolsonaro will Soldaten ins Amazonas-Inferno schicken
Der Amazonas, die grüne Lunge der Erde, brennt lichterloh. In der brasilianischen Metropole Sao Paulo, die 2000 Kilometer von den Brandherden entfernt liegt, verdunkelten die Rauchsäulen am Donnerstag den Himmel. Bewohner berichteten von schwarzem Regen. Es sind die schlimmsten Waldbrände seit Jahren, weite Teile des Pantanal-Feuchtgebietes und des südlichen Amazonasbeckens brennen. Brasilien ist am stärksten betroffen.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro will nun zu drastischen Mitteln greifen, um dem Inferno beizukommen. Soldaten könnten bei der Brandbekämpfung helfen, sagte der Staatschef am Freitag dem Nachrichtenportal G1.
Bolsonaro unterzeichnete zudem eine Anordnung, die alle Minister dazu auffordert, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Brände im Amazonasgebiet zu überwachen und zu bekämpfen. Ziel sei die "Erhaltung und Verteidigung des Regenwaldes im Amazonasgebiet, unseres nationalen Erbes", hieß es in der Anordnung.
Umweltschützer im Fadenkreuz
Die vermeintlich Schuldigen hat der Präsident bereits gefunden. Er verbreitete die Verschwörungstheorie, dass Umweltschützer das Feuer gelegt hätten. Das berichtet die brasilianische Tageszeitung Folha de São Paulo am Donnerstag. Die Motive der Umweltschützer seien Aufmerksamkeit und Rachepläne: "Es könnte eine kriminelle Aktion dieser NGOler sein, um Aufmerksamkeit gegen mich zu lenken und gegen die brasilianische Regierung. Das ist der Krieg, dem wir uns gegenübersehen", sagte Bolsonaro laut ARD.
Rodungen für Waldbrände verantwortlich?
Bolsonaro konnte natürlich keine Belege präsentieren, die seine Anschuldigungen untermauerten. Während es zwischen Jänner und August im Amazonasgebiet über 72.000 Waldbrände gab, nahm auch die Abholzung des Regenwaldes unter Bolsonaro deutlich zu. Das zeigte ein Bericht des INPE (Brasilianisches Weltraumforschungsinstitut) im Juni. Laut Umweltschützern steigt die Zahl der Waldbrände vor allem wegen der Abholzungen. Für Baumrodungen wird oft Feuer genutzt. Die Rodungen haben sich 2019 im Gegensatz zu den Vorjahren mehr als verdoppelt. Etwa 20 Prozent des Amazonas wurden bereits gerodet. Bei einer Abholzung zwischen 20 bis 25 Prozent befürchten Experten, das Teile des Regenwaldes austrocknen und sich in eine Savanne verwandeln könnten. Damit würden Brände noch wahrscheinlicher werden.
Präsident Bolsonaro hatte die Wissenschafter des INPE der Lüge bezichtigt. Er sagte über den damaligen INPE-Präsidenten, Ricardo Osório Galvão: "Es sieht so aus, als würde er für irgendeine NGO arbeiten. Das kommt ja öfter vor." Galvão warf Bolsonaro daraufhin "Stammtischgeschwätz" vor, woraufhin ihn Bolsonaro feuerte.
Fest steht, dass die Zerstörung des Amazonas eine erhebliche Belastung für das Weltklima darstellt. "Sie führt zum Ausstoß enormer Mengen an Treibhausgasen, die sonst im Regenwald gespeichert würden", sagte Georg Scattolin, Leiter des Internationalen Programms beim WWF Österreich, der APA. Im schlimmsten Fall könnte das Ökosystem sogar kippen - und dadurch selbst zu einer Kohlenstoffquelle werden.
Bolsonaro wirft Macron "kolonialistische Denkweise" vor
Wutentbrannt reagierte Bolsonaro indes auf den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der am Donnerstag auf Twitter geschrieben hatte: "Unser Haus brennt. Wortwörtlich." Er rief die Regierungschefs der G-7-Länder auf, "diesen Notfall" als ersten Punkt beim Gipfeltreffen ab Samstag zu besprechen.
"Die brasilianische Regierung ist weiterhin offen für einen Dialog, der auf objektiven Daten und gegenseitigem Respekt beruht", schrieb Präsident Jair Bolsonaro am Donnerstag auf Twitter.
"Der Vorschlag des französischen Präsidenten, die Probleme des Amazonas auf dem G-7-Gipfel zu diskutieren, ohne die Länder der Region zu beteiligen, lässt aber auf eine kolonialistische Denkweise schließen", wetterte Bolsonaro.
Ich bedaure, dass Präsident Macron versucht, eine interne Angelegenheit Brasiliens und anderer Länder der Amazonasregion zum eigenen politischen Vorteil zu instrumentalisieren", schrieb Bolsonaro weiter. "Der sensationsgierige Ton, mit dem er sich auf den Amazonas bezieht, löst das Problem nicht."