Politik/Ausland

AKW Saporischja wieder unter Beschuss: UN warnt vor Katastrophe

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischja ist nach Angaben der russischen Besatzer erneut unter Beschuss geraten. Das Kraftwerk sei mit schwerer Artillerie und Raketenwerfern angegriffen worden, teilten die Besatzungsbehörden auf Telegram mit. Geschossen werde aus Ortschaften, die unter ukrainischer Kontrolle stünden. Überprüfbar waren die Angaben nicht. Experten der UN-Atombehörde IAEO stellten unterdessen fest, dass keine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit infolge des Beschusses oder anderer militärischer Aktionen bestehe. Dies könne sich jedoch jederzeit ändern, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag bei einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates in New York.

"Unter Kontrolle"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte angesichts des Beschusses vor einer möglichen Atomkatastrophe gewarnt. Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom informierte bei Telegram über insgesamt zehn Einschläge in der Nähe des größten europäischen Atomkraftwerks im Süden der Ukraine. „Die Situation im Kraftwerk ist gerade unter Kontrolle“, teilte der Konzern mit. Nach diesen Angaben gab es keinen Brand und auch keine erhöhten Radioaktivitätswerte.

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"Festung für Angriffe"

Die Ukraine wirft den russischen Truppen vor, das AKW als Festung für Angriffe zu nutzen. Die prorussischen Separatisten wiederum beschuldigen die ukrainischen Streitkräfte, mit Beschuss den Westen zum Eingreifen in den Konflikt bewegen zu wollen. Russlands Staatsfernsehen zeigte Bilder, die Raketeneinschläge am Kraftwerk zeigen sollen.
Die Besatzer lehnten Forderungen der G7-Gruppe ab, das Kraftwerk wieder unter ukrainische Kontrolle zu geben. „Das wäre, als wenn man einem Affen eine Handgranate in die Hand gibt“.

UN-Chef warnt

UNO-Generalsekretär António Guterres hat kurz vor einer Sitzung des Sicherheitsrats zur Lage rund um das  AKW  vor einer möglichen nuklearen Katastrophe gewarnt. Sollten die „zutiefst beunruhigenden Vorfälle“ rund um das Atomkraftwerk andauern, könnten sie „ein Desaster auslösen“, so Guterres am Donnerstag. Aus der Gegend um Saporischschja wird seit Tagen heftiger Beschuss gemeldet. Jeder Schaden in Saporischschja oder an einer anderen Atomanlage in der Ukraine könnte „katastrophale Folgen nicht nur für die Umgebung, sondern für die Region und darüber hinaus haben“, erklärte Guterres. „Bedauerlicherweise“ habe es bisher keine Deeskalation gegeben. Er habe alle Seiten gebeten, „Vernunft und gesunden Menschenverstand zu beweisen und nichts zu tun, das die Unversehrtheit und die Sicherheit des größten Atomkraftwerks Europas gefährden könnte“.