Politik/Ausland

US-Geheimdienste warnten früh vor der Machtübernahme der Taliban

Binnen wenigen Tagen haben die Taliban nach Abzug der Nato-Truppen Afghanistan überrannt, westliche Regierungen zeigten sich überrascht vom schnellen Sieg. Nach Angaben der New York Times hätte es vor allem die Regierung von US-Präsident Joe Biden besser wissen müssen. Demnach hätten US-Geheimdienste bereits frühzeitig vor einem raschen Kollaps Afghanistans gewarnt.

Ein Bericht von Anfang Juli soll skizziert haben, wie unvorbereitet die afghanische Regierung auf Angriffe der Taliban sei. Das Risiko, dass Kabul eingenommen werde, steige demnach. Je mehr Städte die Radikalislamisten einnehmen würden, desto weniger Widerstand würde es geben. Die US-Zeitung beruft sich dabei auf Insider.

Amerikanische Analysten gingen zunächst davon aus, dass Kabul innerhalb von anderthalb Jahren fallen könnte. Noch im Juni waren die Geheimdienstler dann davon ausgegangen, dass sich die Regierung von Präsident Ashraf Ghani mindestens sechs Monaten nach dem endgültigen Abzug der Amerikaner halten werde.

Lag Biden falsch?

Tatsächlich konnten die Taliban das Land in einem Blitzfeldzug einnehmen. Vergangene Woche hatten die fundamentalistischen Kämpfer Provinzhauptstadt nach Provinzhauptstadt eingenommen, in der Nacht zum Montag schließlich Kabul. Bereits am Sonntagnachmittag war Ghani mit einer Maschine außer Landes geflohen. 

US-Präsident Biden hatte noch im Juli behauptet, eine Niederlage der afghanischen Regierung sei unwahrscheinlich und Szenen wie im Vietnamkrieg werde es nicht geben. Er bezog sich auf die ikonische Szene eines Hubschraubers über dem Dach der US-Botschaft, der 1975 nach dem Fall von Saigon eilig die letzten Amerikaner aus dem Land fliegen musste.