Leichterer Abschuss: Schutzstatus von Wölfen wurde gesenkt
Am Dienstag ist in Straßburg der Schutzstatus des Wolfes im Rahmen der Berner Konvention herabgestuft worden. Das ermöglicht den EU-Staaten mehr Flexibilität und weniger bürokratische Hürden bei der Jagd auf Problemwölfe. Umwelt- und Tierschützer hatten im Vorfeld der Abstimmung gegen die Herabsetzung des Schutzstatus protestiert.
Population darf nicht in Gefahr geraten
Die Entscheidung fiel im Rahmen der Berner Konvention. Mit der dafür nötigen Zweidrittelmehrheit wurde von den Mitgliedstaaten dafür gestimmt, dass die EU den Wolfschutz in ihrer Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) senkt. Sie finden sich damit nur noch auf der Liste der “geschützten Tiere“. Damit sei der Abschuss von Wölfen leichter möglich, ohne aber den Schutz ganz aufzuheben. Wie es aus Straßburg heißt, dürfe der Zustand der Wolfspopulation auch in Zukunft nicht in Gefahr geraten, so der Europarat.
Während Landwirtschaftsvertreter die geplante Änderung an der Konvention begrüßen, kritisieren Umwelt- und Tierschützer den Schritt. Bereits 2022 hatte die Schweiz einen entsprechenden Antrag bei der Sitzung der Unterzeichner-Staaten eingebracht. Damals stimmte die EU noch gegen die Änderung, da sie kein entsprechendes Mandat von den EU-Staaten erhalten hatte.
Ungezügelte Vermehrung
Vor zwei Jahren hat Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig als erster Minister eine Senkung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene angestoßen. "Heute haben wir einen weiteren wichtigen Meilenstein für eine leichtere Regulierung des Großraubtieres Wolf geebnet", so Totschnig. Es habe der "Sachverstand über die Ideologie gesiegt", meint der Minister.
Es liege nun an der neuen EU-Kommission, rasch eine entsprechende Anpassung der FFH-Richtlinie vorzunehmen, damit Wölfe leichter entnommen werden können, so Totschnig. 38 der insgesamt 50 Vertragsstaaten hatten der Senkung des Schutzstatus zugestimmt. "Fakt ist, der Wolf ist in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht und vermehrt sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30 Prozent. Das Problem mit dem Wolf geht weit über Risse von Tieren hinaus, denn der Wolf verliert zunehmend die Scheu vor dem Menschen“, so der Landwirtschaftsminister.
Ähnlich sehen es die Bundesländer. In Niederösterreich wurde zuletzt die Wolfsverordnung gelockert, was eine leichtere Entnahme von Risikowölfen ermöglicht. Anders als in Kärnten, Salzburg, Tirol oder Oberösterreich hat es in Niederösterreich bisher keine Abschüsse von Wölfen gegeben.
WWF warnte vor der Senkung
Der WWF Österreich warnte vor einer drohenden Abschwächung des Schutzstatus für das Tier. Die Senkung wäre laut der Naturschutzorganisation "wissenschaftlich nicht gedeckt" und ein "völlig falsches Signal." Die EU riskiere damit ihre "Vorreiterrolle im Naturschutz”, so WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler.
"Eine potenzielle Änderung der Konvention macht den Weg frei für eine Aufweichung der gesamten FFH-Richtlinie - mit weitreichenden Konsequenzen für andere gefährdete Arten und den gesamten Naturschutz der EU."
Tatsächlich notwendig wäre laut WWF hingegen eine gut geplante Herdenschutz-Offensive. "Als heimische Wildtiere und Beutegreifer sind Wölfe ein natürlicher Beitrag zur Artenvielfalt", sagt Pichler. "Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder, weil sie zu hohe Wildbestände reduzieren können."
Heuer wurden in Österreich bisher 65 Wölfe nachgewiesen, im Vorjahr waren es 104 durch DNA bestätigte Tiere.