5.000 Verhaftungen: Proteste mehren sich auch in Russland
Mit selbst gemalten Plakaten und gebeugtem Rücken marschierte die 77-jährige Elena Andreevna Osipova vergangene Woche in St. Petersburg gegen den Krieg in der Ukraine – und wurde sogleich von schwer bewaffneten Sonderpolizisten verhaftet. Doch trotz aller Härte der russischen Sicherheitsbehörden und Drohungen an Demonstranten, für Monate hinter Gittern zu verschwinden, macht das Beispiel der Pensionistin Schule: In mehr als 60 Städten Russlands kam es am Wochenende zu Protesten.
„Nein zum Krieg! Nein zum Krieg!“, skandierten Hunderte, vor allem junge Menschen in St. Petersburg. Spontane Demonstrationen wurden auch aus Moskau und vielen weiteren größeren Städten des Landes gemeldet.
Schlagstöcke
Aber überall das gleiche Bild, wie auf zahlreichen Twitter-Postings zu sehen war: Die Polizei trieb die Protestierenden mit Schlagstöcken auseinander. Wer sich wehrte, wurde brutal niedergeknüppelt und weggeschleppt. Insgesamt sollen mehr als 5.000 Personen verhaftet worden sein.
Seit Russland ein rigoroses Zensur-Gesetz verhängte, das Journalisten sogar verbietet, das Wort „Krieg“ auszusprechen, ist es in Russland kaum noch möglich, sich zu informieren, wie die russische Armee in der Ukraine vorgeht.
Gehackt
Millionen russischer TV-Zuseher trauten dennoch am Sonntagabend ihren Augen nicht. Auf mehreren staatlichen Sendern sowie im Streaming-Dienst Wink und Ivi (wie Netflix) erschienen plötzlich knapp 40 Sekunden lang Bilder von Krieg und Zerstörung in der Ukraine. Das Hacker-Kollektiv Anonymus hatte sich in die russischen Medien eingehackt und die kurze Sequenz ausgestrahlt.
In der Stadt Nischnekamsk kam es zu einem ersten Streik von Fabrikarbeitern. Ihr Löhne waren nicht ausgezahlt worden – eine Folge des rasanten Verfalls des russischen Rubels.