Walter Röhrl über den Porsche 911 Dakar, Allrad und das bequeme Einsteigen
Der zweifache Rallye-Weltmeister hat schon viele Autos unter extremen Bedingungen gefahren - darunter einen 911er im Rahmen des Rallye-WM-Laufs von San Remo 1981. Bei Porsche NewsTV fährt Röhrl den Dakar unter extremen Bedingungen auf Eis und Schnee und spricht über das Wesen eines höhergelegten 911ers.
Röhrl über die erste Begegnung mit dem Auto und den "Rallye-Modus": Das war beim Wintertest Anfang 2022 in Schweden. Im Rallye-Modus wird der Allradantrieb hecklastiger. So bekomme ich kein Untersteuern, sondern kann das Auto in einem leichten Drift halten. Und zweitens: Wenn man Gas wegnimmt, entsteht an der Hinterachse eine verhältnismäßig starke Motorbremswirkung. Damit dreht das Auto schon leicht in die Kurve ein, was dem ungeübten Fahrer eine große Hilfe ist, wenn der auch mal quer fahren will. Mit diesem System ist das spielend einfach und macht richtig Spaß. Besonders auf losem Untergrund.
über seine Arbeit als Testfahrer: Vor zwei Jahren habe ich das regelmäßige Testen aufgegeben, bin also nicht mehr bei jedem Auto dabei. Die haben bei Porsche auch genug gute junge Leute, die das machen können. Neben dem Projekt 911 Dakar bin ich nur noch bei den GT-Fahrzeugen involviert, den neuen 911 GT3 RS bin ich vor drei, vier Monaten gefahren. Aber ganz ehrlich: Die Autos sind in einem so perfekten Zustand, da kann ich nur noch bestätigen, dass das gut ist, was sie gemacht haben. Und in der Baustufe, in der ich jetzt ins Auto komme, hat man sicher alle Fehler schon beseitigt.
über den Allradantrieb in den 911-Modellen: Durch den Einzug der Turbomotoren sind mit Hilfe des Allrads ganz andere Leistungen möglich geworden sind. Und da gibt es dem normalen Autofahrer einen Sicherheitsvorteil, wenn er Allrad fährt. Beim rein heckgetriebenen Elfer musste man früher aufpassen, dass man keine zu gute Lenkfähigkeit konstruiert, sonst wäre der wegen des Grips an der Vorderachse hinten sofort weggegangen. Denn wenn beim Fahren irgendetwas schiefgeht, will der Schwerpunkt der Fliehkraft hinterher, da gibt es keine Diskussionen. Darum hat man früher den Elfer eher untersteuernd abgestimmt. Das muss man beim Allrad nicht und kann an die physikalische Grenze gehen, da ist die Gefahr viel geringer, dass das Heck kommt. Ich finde das gut.
über seinen Rallye-Einsatz mit einem 911er: Das war 1981 bei der Rallye San Remo – mit dem letzten Elfer, der richtig für Weltmeisterschaftsläufe gebaut wurde. Da habe ich noch die Hoffnung gehegt, dass ich Porsche überzeugen kann, die Rallye-WM komplett zu fahren.
über den 911 Dakar als Auto für sich selbst: Meine Frau hat schon ganz am Anfang gesagt: Kauf so ein Auto, die sind doch viel angenehmer zum Aus- und Einsteigen. Meine Frau ist 73, ich werde 76, da ist die größere Höhe schon ein wichtiger Faktor. Aber wenn es nach mir geht, werde ich auch mit 80 noch rauskraxeln aus einem Porsche. Hauptsache, ich kann fahren damit.