Die neuen Tesla-Jäger: Wer sind Rivian, Nio und Lucid?
Von Andrea Hlinka
Tesla feiert Rekorde: 936.172 Elektroautos wurden ausgeliefert und Tesla ist in den Top-10 der Konzerne mit dem größten Börsenwert angekommen. Doch Tesla bekommt mehr und mehr Konkurrenz. Neben den etablierten Autoherstellern wie VW oder General Motors, die zunehmend kompetitive Modelle auf den Markt bringen, jagen neue Unternehmen den Pionier. Drei dieser Konkurrenten, die bereits auf dem Markt und an der Börse sind, sind Rivian, Nio und Lucid. Eine Vorstellungsrunde:
Rivian: seit 2009, USA
Der CEO von Rivian ist nicht so exzentrisch wie Elon Musk. Doch offenbar ebenso risikofreudig. Nachdem er seinen Doktortitel in Mechanical Engineering vom Massachusetts Institute of Technology in der Tasche hatte, gründete der damals 26-jährige RJ Scaringe Rivian. Das war 2009. 2018 präsentierte er die ersten Autos auf der L.A. Auto Show. Im September 2021 lief das erste blau lackierte Exemplar des Pick-ups R1T vom Band des Werks in Normal, Illinois. Das zweite Modell, der SUV R1S, wird erstmals 2022 produziert. Insgesamt sind laut Scaringe 71.000 Vorbestellungen eingegangen. 80 Prozent davon mit dem kleineren Akku, der rund 500 Kilometer Reichweite schaffen soll, der große soll den Drei-Tonner 640 Kilometer weit bewegen. Außerdem wird ein Lieferwagen für den größten Aktionär (20 Prozent) Amazon gefertigt. Von großen Gewinnen ist Rivian allerdings weit entfernt. Wenig überraschend: Mit Ende Dezember wurden erst 386 Modelle ausgeliefert. Dennoch ist Rivian der teuerste Börsenneuling 2021. 96 Milliarden Dollar war es laut Unternehmensberater EY Ende 2021 wert. Zum Vergleich: VW wurde mit 130 Mrd., Daimler mit 85 Mrd. und BMW mit 66 Mrd. US-Dollar bewertet.
Nio: seit 2014, China
Nio, das Tesla-Konterfei aus Schanghai, hat 2021 immerhin 91.429 Autos ausgeliefert – fast alle in China. Seine Geschichte begann 2014, als es von Bin Li, der sich auf Englisch als William Li vorstellt, und einem Ford Manager gegründet wurde. 2018 folgte der Börsengang. Fünf Modelle (EC6, ES6, ES8, ET5 und ET7, das erste Auto mit Feststoffbatterie) sind auf der Webseite zu sehen. Das jüngste davon, der ET5, wurde Ende 2021 präsentiert und soll mehr als 1000 Kilometer Reichweite schaffen. Der erste Nio, der in Europa fährt, ist jedoch der Familien-SUV ES8, der ähnlich groß und schwer ist wie Model X von Tesla. Von Oslo aus, wo die erste Niederlassung steht, will man Europa entdecken.
Dabei stand Nio noch vor Kurzem der Pleite und wurde mit chinesischem Staatsgeld gerettet. Auch Nio kann bislang keine Gewinne vorweisen. Es sei ein Start-up, sagt Li. „Wir investieren noch viel in unsere Zukunft, deshalb können wir jetzt noch keinen Gewinn machen.“ Ungewöhnlich ist das in der Autobranche ohnehin nicht. Auch Tesla schrieb erst 17 Jahre nach seinem Start erstmals Gewinne. Interessant ist Nio auch wegen seiner Wechselstationen: In China muss man nicht unbedingt laden, man kann den Akku an 700 Stationen innerhalb von drei Minuten tauschen lassen.
Lucid: seit 2007, USA
Ein weiteres Zeugnis dafür, wie ungemein komplex und langwierig die Entwicklung und Produktion eines Autos ist, ist Lucid Motors. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 2007, jedoch unter dem Namen Atieva als Zulieferer für andere Hersteller. 2016 benannte man sich in Lucid Motors um und stellte das erste eigene Modell, den Lucid Air vor. Im vergangenen Jahr startete die Produktion des 1080 PS Tesla Konkurrenten, der 837 Kilometer Reichweite und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden vorweisen kann. Der CEO von Lucid Motors, Peter Rawlinson, plant Großes und man traut es ihm zu. Immerhin entwickelte er Teslas Model S. Zudem hat Lucid viel Geld im Rücken: der saudi-arabische Staatsfonds ist mit 66 Prozent größter Aktionär.