Trotz Wahlerfolgs wird es unangenehm für Premier Netanjahu
Von Walter Friedl
Beim vierten Mal binnen zwei Jahren könnte Israels Premier Benjamin Netanjahu das Ergebnis nun doch gefallen. Zwar verlor der Chef des konservativen Likud-Blocks bei der Parlamentswahl vom Dienstag laut Exit Polls Stimmen. Aber: Seine Fraktion ging mandatsmäßig klar als erste durchs Ziel. Und, weit wichtiger, gemeinsam mit rechtskonservativen Parteien könnte sich in der Knesset (120 Sitze) eine knappe Mehrheit von 61 Mandaten ausgehen.
Soweit die Prognose - mit dem vorläufigen Endergebnis wird erst für Freitag gerechnet. Sollte sie sich bewahrheiten, ist für den längstdienenden Regierungschef Israels (seit 2009) noch längst nicht alles paletti. Die religiösen Parteien werden einen hohen Preis dafür verlangen, Netanjahu abermals ins Amt zu hieven. Und der Königsmacher schlechthin ist der smarte Vorsitzende der siedlerfreundlichen Yamina-Partei, Naftali Bennett.
Der charismatische Multi-Millionär war zwar selbst mit dem Anspruch angetreten, den amtierenden Premier abzulösen, allerdings hat er im Wahlkampf auch nie ausgeschlossen, mit ihm zu koalieren. Bennett ist ehrgeizig, erfolgsorientiert und durchsetzungsfähig - in etwaigen Verhandlungen mit Netanjahu könnte es für diesen sehr unangenehm werden. Auch deswegen, weil der Regierungschef wegen eines gegen ihn laufenden Korruptionsprozesses stark unter Druck steht.
Umgekehrt kann es Bennett auch nicht zu bunt treiben. Denn würde die Regierungsbildung an ihm scheitern und ein fünfter Urnengang notwendig werden, hätten die Israelis dafür kein Verständnis - schon bei dieser Wahl gaben so wenige Menschen ihre Stimme ab wie zuletzt 2013.