Raus aus der Energiefalle
Von Bernhard Gaul
Wir stecken mitten in einer gefährlichen Energiekrise, die Situation ist dramatisch, und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben. Zwei Drittel der in Österreich benötigten Energie stammen aus fossilen Energieträgern, vor allem Erdöl und Erdgas. Beim Gas ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass 80 Prozent aus Russland kommen, beim Öl sind unsere wichtigsten Handelspartner Kasachstan, Libyen, Irak, Aserbaidschan und Algerien, an die wir jedes Jahr einige Milliarden überweisen, damit unsere Volkswirtschaft Wohlstand generieren und unsere Gesellschaft aufleben kann.
Keines dieser Energieexport-Länder kann man hier getrost als Urlaubsziel empfehlen, fast allen ist gemein, dass sie Diktaturen sind, die weder Menschenrechte achten noch auf die Umwelt schauen, vor allem aber ist keines politisch stabil. Das hat uns die längste Zeit nicht gekümmert, weil die Energieversorgung problemlos war.
Diese Sicherheit haben wir jetzt nicht mehr. Wir tappten vielmehr mit gierigem Blick nach billiger Energie in Putins Falle. Jetzt brennt das Dach. Schnelle Lösungen gibt es nicht. Die Energiepreise schießen in die Höhe und werden spätestens im Herbst, wenn nach dem Urlaub die Energienachzahlungen und -vorschreibungen verschickt werden und alle anderen Dienstleister preislich mitziehen, für enormen politischen und gesellschaftlichen Sprengstoff sorgen; und die Regierung vermittelt nicht das Gefühl, das im Griff zu haben.
Wenn man dieser Krise etwas Positives abgewinnen will, dann, dass wir uns endlich Gedanken über unsere Energieversorgung machen. Und bemerken, dass in vielen Fällen, nicht in allen, Alternativen vorhanden sind. Wir werden den Strom bis 2030 bilanziell nur aus heimischen, regenerativen Quellen erzeugen können. Wir werden die Wärmeversorgung auch ohne Gas und Öl bewerkstelligen können. Etwas weiter weg ist eine fossilfreie Mobilität, das könnte ein wenig leichter bei den Pkw gehen in Richtung Elektromobilität und Bahn.
Beim Schwerverkehr braucht es noch technologische Lösungen – es gibt weder massentaugliche batterieelektrische Lkw noch welche mit Wasserstoff-Brennstoffzellen. Größtes Problem bleibt die Versorgung der Industrie und Luftfahrt, wo alle Hoffnungen auf grünem Wasserstoff liegen, den es aber (noch?) nicht gibt, weil man dafür gigantische Mengen an Ökostrom benötigt.
Es gibt also berechtigte Hoffnung, das Land aus der Energieabhängigkeit zu holen und die vielen Milliarden, die wir jetzt an Russen, Kasachen und Libyer zahlen, im Inland arbeiten zu lassen. So eine Win-Win-Situation ist keine naive Utopie mehr, mehr noch: Es hilft uns auch bei unseren Klimazielen, ist also eigentlich eine Win-Win-Win-Situation. Was nichts daran ändert, dass die Regierung jetzt sicherstellen muss, dass uns die Fossil-Energie nicht ausgeht.