Meinung

Van der Bellen nach Mitternacht im Schanigarten - na und?

Jetzt also auch Alexander Van der Bellen: Eine Wiener Polizeistreife hat den Bundespräsidenten im Schanigarten „erwischt“, als dieser weit nach Mitternacht mit seiner Frau noch plauderte und trank.

Hat Van der Bellen damit die Covid-Verordnungen missachtet oder gar die Bevölkerung „verhöhnt“, wie die FPÖ trompetet?

Auf den ersten Blick eher nicht. Das Lokal war geschlossen, die Getränke bezahlt, und es gibt bis dato auch keine Covid-Verordnung, die es einem Ehepaar verbieten würde, unter einer Markise einen zu heben - Van der Bellen hätte ja auch mit Flachmann und Frau in einem geschlossenen Gastgarten sitzen können.

Die wirklich spannende Frage ist ohnehin eine andere – und die wurde schon beim verhängnisvollen Kanzler-Besuch im Kleinwalsertal spür- und erlebbar, nämlich: Wie ernst nehmen es „Die-da-oben“ mit all den Regeln, die sie der Allgemeinheit aufgebürdet haben?

In diesem Sinn haben Sebastian Kurz und Alexander Van der Bellen tatsächlich etwas falsch gemacht.

Sie haben sich in eine Situation manövriert bzw. manövrieren lassen, die zumindest den Anschein zulässt, sie würden auf die strengen Covid-Regeln pfeifen.

Ist der Vorhalt fair? Natürlich nicht.

Aber mittlerweile sind die moralischen und auch sonstigen Ansprüche an Spitzenpolitiker einfach ziemlich hoch.

Ganz oben ist im Idealfall der unfehlbare Alleskönner gefragt, der kein Problem damit hat, rund um die Uhr unter Beobachtung zu stehen.

Gar nicht wenige kluge und geeignete Menschen hält das längst davon ab, sich politisch zu engagieren.

Und darüber sollte man vermutlich mindestens ebenso dringend reden wie über einen Bundespräsidenten, der spätnachts mit seiner Frau in einem geschlossenen Schanigarten sitzt.

 

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