Pogrom-Gedenken: Erinnern – wichtiger denn je
Von Agnes Preusser
Wir sind keine Antisemiten, die anderen sind’s – so oder so ähnlich putzen sich alle ab. Die Linken, die Rechten oder die, die ihn importiert haben. Judenhass tritt mit vielen verschiedenen Gesichtern auf. Und die Personen hinter diesen Gesichtern legitimieren die eigenen Ressentiments – oder gar Aktionen – damit, dass die jeweils anderen Gruppen die wahren Antisemiten sind. Und man selbst nur meinungsstark.
Gewalt gegen Jüdinnen und Juden ist aber keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Egal, aus welcher Ecke sie kommt. Und dass diese Gewalt in ganz Europa steigt, ist nicht wegzuleugnen. In Frankreich wurde bei antisemitischen Taten ein Anstieg von 300 Prozent verzeichnet, auch in Österreich ist eine Steigerung bemerkbar.
Es sind dabei nicht nur die ganz großen Auswüchse wie der Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel. Es sind tätliche Angriffe auf Straßen, es sind Beschimpfungen, es ist Vandalismus bei jüdischen Einrichtungen, es sind Wortmeldungen in den sozialen Medien. Je mehr passiert, desto mehr kommt es zu weiteren Übergriffen, weil sich Täter als Teil einer Gemeinschaft fühlen. Welches der vielen Gesichter sie dabei aufhaben, spielt dabei kaum eine Rolle.
Fakt ist: Die antisemitische Gewaltspirale hat wieder begonnen, sich zu drehen. Das zeigen auch die Vorkommnisse in Amsterdam.
Umso wichtiger ist es, immer und immer wieder an die Gräuel des Holocausts zu erinnern. Und bei Gedenkveranstaltungen alljährlich öffentlich ein Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus zu setzen.
Das oft gehörte Argument, man brauche das alles nicht mehr, weil „wir nichts dafür können, was unsere Vorfahren getan haben“, ist längst überholt.
Ja, man kann für seine Vorfahren nichts. Aber man kann aus der Geschichte lernen und gemeinsam gegen den wieder erstarkenden Judenhass eintreten. Denn irgendwann sind es nicht nur irgendwelche historischen Figuren gewesen. Sondern die eigenen Zeitgenossen.