Wo in Wien der Müll wie von Geisterhand abgeholt wird
Von Julia Schrenk
Sie kennen das vielleicht. Oder sogar ziemlich sicher. Es ist jener Tag der Woche, an dem die 48er die Mülltonnen holen. Und kaum sind sie weg, stellt ein besonders umsichtiger Nachbar einen Karton, der ungefähr so groß ist, dass ein mittelgroßes Kalb darin Platz fände, in voller Pracht in die leere Papiertonne. Und weil der da so natürlich nicht hineinpasst, ragt der obere Teil raus, der Deckel geht nicht zu und die Tonne ist voll, obwohl siebeigentlich fast leer ist.
Am nächsten Tag wird es einem anderen Nachbarn mit vollem Papiermüllsackerl beim Anblick des Kartons zu blöd (allerdings nicht so zu blöd, dass er den Karton rausnehmen, zerkleinern und wieder einräumen würde), weswegen er den Karton herausnimmt, und neben die Papiertonne stellt.
Und jetzt kommt’s: Obwohl es in Wien offiziell heißt, die 48er nähmen nur all das mit, was in den Mülltonnen sei, ist jener Karton, der neben der Tonne lag, in der Woche drauf weg. Geisterhand, quasi.
Ein Kollege hat letztens erzählt, dass die, die es – wie einst ihn – von Wien nach Niederösterreich verschlägt, dort anfangs sehr zu kämpfen haben. In Niederösterreich zahlt man die Müllgebühr nämlich pro Tonne (auch vor der Wahl, jawohl), und wenn jemand etwas neben die Tonne stellt, dann steht das dort. Mitunter lange. Der Kollege hat das selbst erlebt, mit einem Christbaum, der neben dem Haus in einem Grünstreifen abgelegt wurde. Nur abgeholt hat ihn niemand: Der Grünstreifen war keine Christbaumsammelstelle.
Noch bis 15. Jänner sind die Sammelstellen in den Wiener Grätzeln empfangsbereit für Weihnachtsbäume jeglicher Art. Motto heuer: Ein nackter Baum wär’ ein Traum. Uns daran zu halten, könnte unser aller Neujahrsservice an die 48er sein, als Gegenzug für den Service, den die 48er das ganze Jahr über bieten.